dieses Buch war eines meiner liebsten Kinderbücher. Jonathan war mein erster Crush, den ich in einem Buch hatte, vermutlich so mit 8 oder so. Lange Zeit konnte ich mich nicht erinnern, wie das Buch hieß, das ich so geliebt habe, weil ich als Kind viele Bücher aus der Bücherei gelesen habe. Dann aber ist es mir irgendwie eingefallen und als ich es zu Weihnachten bekommen habe, habe ich direkt ein Tränchen verdrückt. Dennoch liest man Bücher als Erwachsene ja anders als als Kind und darum möchte ich euch heute davon berichten.
Darüber hinaus ist heute mein Geburtstag, und weil ich Einzelkind bin und sowieso ein übergesteigertes Selbstbewusstsein habe (schön wär's :D), wollte ich euch heute ein Buch vorstellen, dass ganz besonders für mich war und ist. Also gratuliert mir gefälligst in den Kommentaren. ;)
Spaß beiseite, hier die Fakten:
- Autor: Astrid Lindgren
- Illustrationen: Ilon Wiekland
- Übersetzung: Anna-Liese Kornitzky
- Titel: Die Brüder Löwenherz
- Erschienen: 1974
- Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
- Seiten: 236
- Preis: 14,90 Euro
- Klappentext: "Jeden Abend erzählt Jonathan seinem kleinen Bruder Krümel vom Land Nangijala - dem Land der Sagen und der Märchen. Nangijala ist das Land, in das die Menschen nach dem Tode kommen. Und bald ist es so weit - Jonathan und Krümel treffen sich in dem geheimnisvollen Paradies, in dem alle Menschen friedlich zusammen leben. Doch das Leben in Nangijala wird von einem grausamen Tyrannen bedroht - und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer für die Brüder Löwenherz..."
Zur
Handlung: Jonathan und Karl, der meist Krümel genannt wird, leben Mitte des 20.
Jahrhunderts irgendwo in Schweden. Ihr Vater lebt nicht bei ihnen und die
Mutter versorgt die Familie mit Näharbeiten. Alle Nachbarinnen loben Jonathan
für sein Aussehen und dafür, was für ein guter Junge er ist. Er ist auch ein
sehr liebevoller Bruder, der seinem Krümel immer Märchen erzählt.
Karl dagegen
ist kränklich und kann kaum mehr aufstehen. Er verbringt die Tage auf einer
Schlafbank in der Küche. Eines Tages hört er eine Nachbarin mit der Mutter
darüber reden, dass Karl wohl bald sterben wird. Karl bekommt daraufhin Angst
und berichtet dies seinem Bruder. Jonathan erzählt ihm daraufhin von Nangijala
und wie toll es dort werden wird, wenn sie sich wiedertreffen…
Karl ist
unser Erzähler. Er ist um die 10 Jahre, würde ich schätzen, und schaut sehr zu
seinem großen Bruder auf. Er ist aber auch sehr ängstlich, denn durch seine
Krankheit konnte er wenig Erfahrungen in der Welt sammeln. Jonathan ist für ihn
der Fixpunkt, der sein Leben auch ein Stück weit zusammenhält und durch seine
Geschichten auch Karl am Leben draußen teilhaben lässt.
Jonathan
wird uns immer wieder als idealisierter Bruder präsentiert. Daher war ich als
Kind auch total verknallt in ihn. Er ist etwa dreizehn, wenn ich mich richtig
erinnere. In der Nachbarschaft ist er für sein tolles Aussehen und seine Güte
bekannt. Er spielt viel mit den anderen Kindern und gibt ihnen immer wieder
gute Ideen. Er ist außerdem sehr hilfsbereit und stellt sich selbst immer
hinten an.
Die
Geschichte startet sehr traurig und ich habe direkt eine Träne verdrückt, als
ich das erste Mal seit Jahren wieder in die Geschichte abgetaucht bin. Dabei
kommt alles ein bisschen anders, als man erwarten würde. Ich finde, Astrid
Lindgren gelingt es sehr gut, dieser Geschichte etwas Unvorhersehbares zu
geben. Immer wieder werden Ideen, die Karl hat, von der Wirklichkeit über den
Haufen geworfen und wir als Leser sind mit ihm verblüfft darüber.
Sobald wir
in Nangijala sind, sieht erstmal alles perfekt aus, so wie Jonathan es
beschrieben hat. Doch schnell wird klar, dass das nicht stimmt. Es gibt Ärger
im Paradies, in Form eines tyrannischen Herrschers namens Tengil, der auch noch
über ein Monster namens Katla verfügt. Beide bedrohen diese Welt, die arg
angelehnt ist an Szenerien aus mittelalterlichen Sagen á la Siegfried.
Das World
Building erscheint uns heute vielleicht nicht mehr so aufregend, aber das Buch
ist ja auch nicht mehr taufrisch. Dennoch finde ich, durch die Illustrationen
und die bildlichen Beschreibungen kann man sich diese Welt der zwei Täler mit
seinem Gebirge dazwischen sehr gut vorstellen. Die Welt ist mir viel Liebe
gestaltet und gefällt mir sehr gut.
Abgesehen
von Jonathan und Karl lernen wir nur wenige Charaktere tiefer kennen. Die
meisten bleiben sehr oberflächlich und damit auch nur Vehikel, über die die
Geschichte vorangetrieben wird. Ich finde es gut, dass wir mit Sofia wenigstens
eine starke Frau erhalten. Allerdings ist hier deutlich Luft nach oben, denn
alle anderen Charaktere sind leider Männer – gut und böse. Matthias lernen wir
noch besser kennen, dennoch habe ich da immer eine Distanz gefühlt.
Hauptsächlich
erleben wir mit Karl also ein großes Abenteuer, aber eines von der Sorte, wie
es sie eigentlich nicht geben sollte. Jonathan ist dabei das idealisiere
Vorbild, jemand der Gewalt ablehnt, aber dennoch stark und tapfer ist. Dennoch
ist dieses Buch nicht gewaltfrei, und für sehr junge Leser wird es vielleicht
an einigen Stellen zu gruselig. Schließlich geht es um Krieg, Rebellion und
mächtige Monster. Man sollte das Buch nicht unterschätzen. Das Buch hat so zwei
Aussagen: dass man einerseits manchmal Dinge tun muss, sodass man ein Mensch
ist und kein Häuflein Dreck, und dass man sich dabei immer selbst treu bleiben
muss und nicht jedes Mittel durch den Zweck geheiligt wird. Achja, und Tyrannen
sind blöd.
Das Ende
wird dann wieder sehr unvorhergesehen und bleibt sehr vage. Ich kann verstehen,
wenn das Ende aus heutiger Sicht verurteilt wird. Schon am Beginn des Buches,
noch mehr aber am Ende wird das Leben mit einer Behinderung (körperlich) als
etwas Unerträgliches, Elendes und Schlimmes dargestellt. Wenn man viel
hineininterpretieren möchte, kann man durchaus auch über Sterbehilfe sprechen.
Das habe ich als Kind so sicherlich nicht interpretiert und empfunden, aber ich
sehe es heute ein.
Alles in
allem bleibt es aber eins meiner Lieblingskinderbücher, weil es auch mit
dunklen Themen umgeht und weil Jonathan für mich ein sehr gutes Vorbild in
vielen Bereichen war. Auch wenn Karl und Jonathan in viele ausweglose
Situationen kommen, geben sie nie auf, und das ist eine gute Aussage, mit der
ich viel anfangen kann. Dabei lassen sie sich nicht verbiegen und gehen mit
ihrer Angst oft offen um. Hieraus kann man sicher lernen, aber erst ab einem
bestimmten Alter, wenn man die Inhalte auch verarbeiten kann.
Kennt ihr
das Buch, vielleicht noch von früher? Ich bin gespannt auf eure Meinung.
Bis bald,
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