ich möchte euch heute das erste Buch vorstellen, dass ich von einer lieben Freundin zum Geburtstag bekommen habe. Es war recht kurz und ich hatte noch nie davon gehört. Bisher hat besagte Freundin mir aber immer wunderbare Geschichten geschenkt, die ich sonst verpasst hätte. Daher habe ich mich sehr auf dieses Abenteuer mit Georges gefreut.
Die Fakten:
- Autor: Olivier Bourdeaut
- Übersetzung: Norma Cassau
- Titel: Warten auf Bonjangles (Original: En attendant Bojangles)
- Erschienen: 2017
- Verlag: Piper
- Seiten: 158
- Preis: 18 Euro gebunden, 10 Euro Taschenbuch
- Klappentext: "Wann immer sie könne, tanzen Georges und seine Frau zu Nina Simones "Mr. Bojangles". Ihre Liebe ist schwindelerregend, ein nie endendes Fest. Georges' Frau gibt den Takt vor, sie ist schillernd und extravagant, sie erfindet die schönsten Dinge und hat die verrücktesten Ideen. In ihrem Leben soll es nichts geben außer Freude und Fantasie. Doch eines Tages überspannt sie den Bogen. Und alles, wofür das Paar bislang gelebt hat, steht auf dem Spiel."
Zur
Handlung: George und seine Frau haben eine ganz besondere Ehe. Es war fast, als
hätten die Sterne gewollt, dass sie sich begegnen. George gibt seiner Frau
jeden Tag einen neuen Namen, da sie jeden Tag eine Überraschung für ihn ist.
Beide lieben Lügengeschichten und langweiligen sich im tristen Alltag. So
wächst auch ihr Sohn in einer Welt auf, die so weit weg ist vom Leben seiner
Klassenkameraden, dass er eines Tages gar nicht mehr zur Schule geht.
Alles
eskaliert allerdings, als ein Steuerbeamter vor der Tür steht und horrende
Summen fordert, die George seit Jahren unterschlagen hat. Daraufhin brennt
seine Frau ohne Namen die Wohnung kurzerhand an und mit ihrer mentalen
Gesundheit geht es rapide bergab. Doch George und sein Sohn wollen nicht akzeptieren,
dass sie krank ist und planen einen letzten Coup.
Es ist sehr
schwer zusammenzufassen, worum es in diesem Buch geht, ohne zu spoilern. Auf
jeden Fall finde ich den Klappentext absolut verfehlt. Hier geht es nicht
wirklich um eine Liebesgeschichte per se. Stattdessen ist der größte Teil des
Buches aus Sicht eines Kindes erzählt, dass kaum begreifen kann, wie Kinder
ohne solche Eltern aufwachsen. Wir bekommen nur einige wenige Kapitel aus Sicht
von George, diese sind in einer anderen Schrift gedruckt.
Das Kind ist
dabei ein Erzähler, dem man nicht recht vertrauen kann, denn wie bei nahezu
jedem Kind hat er seine Mutter verehrt und liebt sie. Wir bekommen also nur
ihre extravagante Seite gezeigt, von den Problemen und Dämonen erfahren wir nur
in Nebensätzen. Auch ist bei einigen Figuren nicht klar, ob sie tatsächlich
existieren oder nur kollektive Fantasiegestalten sind. So hält die Familie
angeblich einen Vogel namens Taugenichts, ein Kranich oder ähnliches, wenn ich
mich recht erinner. Angeblich hat die Mutter diesen nach einem Abenteuerurlaub
importiert.
Die
Umgebung, die geschildert wird, ist auch kein Stück kindgerecht. So ist der
beste Freund der Familie namens Schuft angeblich ein wichtiger
Regierungsbeamter. Auf den seltsamen Partys im Familienheim reißt er mithilfe
des Jungen hübsche Damen auf und nimmt sie mit aufs Zimmer. Das ahmt ihm der
Junge dann auch nach, was eine sehr skurrile Szene zur Folge hat.
Ich hatte
durchaus erwartet, dass sowohl die Liebe als auch das Tanzen und die
Leidenschaft eine deutlich größere Rolle spielen. Allerdings geht es vor allem
um die Extravaganz des Mutter, die dann nach einigen Seiten als Schizophrenie
diagnostiziert wird. Es geht dann vor allem um die Therapie und die mentale
Gesundheit der Mutter. Hier habe ich mich leider gefragt, ob psychische
Krankheit nicht zu sehr romantisiert und verherrlicht wird. Immerhin ist das
Moment des Nichtmehrmanselbstsein durch die Medikation eindeutig beschrieben.
Die Klinik
symbolisiert hier eine Institution, in der psychisch labile Menschen aufbewahrt
und medikalisiert werden, bis sie den Verstand völlig verlieren. Auch die
stabilisierende Wirkung der Medikamente wird in einem Nebensatz beiseite
gefegt. Das Ende kann man dann wiederum in die Gegenrichtung interpretieren,
oder als noch mehr Romantisierung, denn schließlich wird dies als die
ultimative Liebe dargestellt. Ich hatte also große Probleme mit diesem Teil.
Insgesamt
spricht für die Geschichte der schöne Schreibstil und das exzentrische Setting,
in dem ein Kind hier aufwächst. Mit den Themen, die in der zweiten Hälfte der
Geschichte angeschnitten werden, hatte ich dann aber Probleme. Es bleibt zur
Interpretation offen, was die Geschichte letztlich beleuchten sollte, aber der
Nachgeschmack war etwas sauer für mich.
Kennt ihr
das Buch? Habt ihr eine Meinung zum Ende?
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
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