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Freitag, 11. Juni 2021

Know My Name


Hallo meine Lieblingsleser,

heute möchte ich euch von einem neuen Lieblingsbuch berichten. Als ich das erste Mal davon hörte, war ich fest davon überzeugt, dass dies ein 5-Sterne-Buch für mich wird, da gab es keinen Zweifel. Und so ist es auch gekommen. Umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt hier auch davon erzählen kann.

Die Fakten:

  • Autor: Chanel Miller
  • Sprecher: Chanel Miller
  • Titel: Know My Name
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Penguin Audio
  • Dauer: 15 Std. 24 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "She was known to the world as Emily Doe when she stunned millions with a letter. Brock Turner had been sentenced to just six months in county jail after he was found sexually assaulting her on Stanford's campus. Her victim impact statement was posted on BuzzFeed, where it instantly went viral - viewed by 11 million people within four days, it was translated globally and read on the floor of Congress; it inspired changes in California law and the recall of the judge in the case. Thousands wrote to say that she had given them the courage to share their own experiences of assault for the first time. Now, she reclaims her identity to tell her story of trauma, transcendence, and the power of words. It was the perfect case, in many ways - there were eyewitnesses, Turner ran away, physical evidence was immediately secured. But her struggles with isolation and shame during the aftermath and the trial reveal the oppression victims face in even the best-case scenarios. Her story illuminates a culture biased to protect perpetrators, indicts a criminal justice system designed to fail the most vulnerable, and, ultimately, shines with the courage required to move through suffering and live a full and beautiful life."

Zur Handlung: Chanel Miller war bereits keine Studentin mehr, als sie beschloss, noch einmal mit ihrer kleinen Schwester auf eine College-Party zu gehen. Die Nacht war wild, sie hatte viel Spaß mit ihrer Schwester, doch irgendwann wacht Chanel auf und kann sich nicht mehr erinnern, wo sie ist und was passierte. Sie erfährt, das "etwas" mit ihr passiert ist, doch die Polizei kann noch nichts Genaueres sagen.

Chanel übersteht alle Tests und Beweisaufnahmen im Krankenhaus, darf nach Hause fahren und erfährt ein paar Tage später aus der Zeitung, was geschah: zwei Radfahrer hatten entdeckt, wie ein männlicher Student versuchte sie hinter einem Müllcontainer zu vergewaltigen. Sie konnten ihn stoppen, festhalten und der Polizei übergeben - all das hat Chanel nicht mitbekommen. Als die Staatsanwaltschaft fragt, ob Chanel als Zeugin bei dem Fall helfen wird, stimmt sie zu, doch sie ahnt nicht, wie das ihr Leben verändern wird.

Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an den viralen Beitrag, der damals große Wellen schlug. Chanel Miller hat Jahre, nachdem sie sexuell angegriffen wurde, während sie stark alkoholisiert war, Jahre, die sie mit Gerichtsterminen, Gas Lighting durch die Verteidigung und Versuchen eines Neuanfangs verbracht hat, zu Papier gebracht, was diese Nacht - was Brock Turner - mit ihr gemacht hat, aus ihr gemacht hat.

Dass dieses Buch keine leichte Kost ist, wusste ich. Darum hatte ich es nun bestimmt ein Jahr lang auf meiner Wunschliste und konnte mich doch nie ganz zu bringen. Und es war auch wirklich hart, zunächst die Schilderungen, was Chanel physisch wiederfahren ist, dann was ihr psychisch wiederfahren ist. Dabei ist es fast schlimmer, sich die Ausführungen zum Trial, vor allem zum Auftreten des Verteidigungsanwalts, anzuhören, als zum ursprünglichen Angriff.

Chanel Miller ist dabei eine begnadete Autorin. Ihr gelingt es, die richtigen Worte zu finden, die perfekten Beispiele zu beschreiben und dabei auch immer wieder den perfekten Ausblick, die perfekte Reflexion einzubauen. Sie gibt einem nicht vor, was man denken soll, aber dennoch beschreibt sie alles so artikuliert, dass man am Ende nur zu einem Schluss kommen kann.

Besonders gut hat mir auch gefallen, dass zwischen den schrecklichen Kapiteln immer auch hoffnungsvolle waren, in denen wir Chanel als Menschen sehen, ihre Kreativität und ihren Hang zu Kunst und zum Kreieren. Dadurch gelingt es ihr zu zeigen, dass der sexuelle Angriff nicht alles ist, was sie ausmacht und bestimmt - da ist so viel mehr. Und trotzdem sehen wir ihr Leben auf gewaltsame Weise zum Stillstand verdammt, während der Prozess sich immer länger hinzieht, immer wieder verschoben wird.

Chanel Miller macht in ihrem Buch auch deutlich, welche Ungleichheitsdimensionen dieses Thema zeichnen. Sie betont, dass ein lateinamerikanischer oder schwarzer Täter niemals nur 6 Monate im Gefängnis bekommen hätte, genauso jemand, der nicht Student einer Eliteuni wäre, sondern vielleicht nur die Küchenhilfe der Mensa. Sie zeigt auch, dass es viele Opfer gibt, die nicht die geringste Chance haben, überhaupt ein Schuldig von einer Jury zu erhalten, gerade Opfer von häuslicher Gewalt und Vergewaltigung in Ehe und Familie. 

Das Ende gibt Hoffnung, denn wir hören, wie sich durch die große Medienwirksamkeit dieses Falls tatsächlich kleine Veränderungen in Kalifornien ergeben haben. Gleichzeitig schreibt Chanel Miller von Donald Trump und seinen sexistischen Lockerroom-Gesprächen. Sie kritisiert, wie mit diesem Mann und seinen Kumpanen quasi die laufende Rape-Culture ins Weiße Haus eingezogen ist. Gleichzeitig spricht sie auch von einem Brief, den Joe Biden ihr geschrieben hatte, um ihr Bewunderung auszusprechen.

Alles in allem ist dies ein ganz wundervolles Buch, das dennoch schwer im Magen liegt, weil wir sehen, wie sexistisch und opferfeindlich das Justizsystem der USA und eigentlich die ganze Welt immer noch sind. Es verdeutlicht Rape Culture wie kein anderes Buch, das ich bisher gelesen habe, und ich habe auch meinen Partner gebeten, es zu lesen. Ich hoffe, jeder liest dieses Buch, vor allem auch die männlichen Leser unter euch.

Bis bald

Eure Kitty Retro



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