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Mittwoch, 1. September 2021

Persepolis - Jugendjahre

Hallo meine Comic-Freunde,

letztes Jahr hatte ich euch bereits den ersten Teil dieses biografischen Graphic Novels vorgestellt. Ihr findet meinen Post dazu hier. Heute möchte ich noch über den zweiten Teil sprechen, den ich bisher noch nicht gelesen hatte. Das Buch passt gerade auch gut ins aktuelle Geschehen, denn die Autorin beschreibt, wie in den vergangenen Jahrzehnten der fortschrittliche Iran unter die Macht von fundamentalistischen Islamisten fällt und damit für viele Menschen die Welt zusammenbricht. Ähnlich passiert ja gerade in Afghanistan auf sehr dramatische Weise.

Marjane Satrapi stammt dabei aus einer sehr interessanten Familie, die einerseits mit dem ehemaligen Königshaus verwandt ist, andererseits sehr links eingestellt ist und bei der Revolution einen sozialistischen Staat anstrebte. Der erste Teil des Buches berichtet von Marjanes Kindheit, als es plötzlich nur noch geschlechtergetrennte Schulen gab und Mädchen Kopftuch tragen mussten. Ich konnte mich in den Teil sehr gut hineinversetzen, denn wie hätte ich wohl reagiert, wenn mir das in der Grundschule passiert wäre?

Allgemein hat mir an dem Graphic Novel so gut gefallen, dass die Autorin sich selbst auch nicht "schön schreibt", sondern ehrlich darstellt, wie sie auf bestimmte Dinge reagiert hat. Dabei nimmt sie den Leser gut mit, denn wenn jemand so ehrlich über sich selbst schreibt, kann man auch alles andere gut glauben. Das Buch hat dabei einige sehr dunkle Themen und es geschehen schreckliche Dinge, aber da die Autorin in vielen Momenten selbst noch Kind ist, ist es auch relativ kindgerecht wiedergegeben.

Im zweiten Teil wird Marjane von den Eltern nach Österreich geschickt, damit sie eine bessere Ausbildung und mehr Freiheit genießen kann. Hier werden auch Themen wie Fremdenfeindlichkeit angeschnitten, aber eher am Rande. Eher geht es darum, wie schwierig es ist, ohne die eigene Familie in einem fremden Land zu sein, wo niemand wirklich auf einen aufpasst. Auch das fand ich gut und sehr ehrlich dargestellt. Besonders schockierend fand ich, wie offen die Autorin mit ihrem Drogenkonsum und ihrer Obdachlosigkeit umgegangen ist. Das Buch verdeutlicht dabei auch, wie leicht man eben doch in so eine Situation geraten kann.

Es geht dann aber auch wieder zurück in den Iran, den Marjane nun mit westlich geprägten und älteren Augen sieht. Ich fand es dabei sehr spannend, wie die Freundinnen von Marjane dargestellt sind, und wie viel Verständnis über die Zeit bei der Autorin für sie entstanden ist, obwohl sie im ersten Moment so angepasst wirkten - aber eben angepasst an eine westliche Welt, die ihnen absolut verboten war; und damit eben die Rebellion gegen das System. Auch hier bleibt die Autorin gnadenlos ehrlich mit sich selbst, auch in einer Situation, für die der Leser (und ihre eigene Großmutter) sie verdammen. 

Alles in allem fand ich auch den zweiten Teil interessant und bin froh, dass ich nun das ganze Werk gelesen habe. Den ersten finde ich aber trotzdem etwas besser, weil ich einfach diese Perspektive eines Kindes auf die Geschehnisse mochte. Der zweite Teil wirkt dagegen dann zwar erwachsener, aber auch etwas unfokussierter, weil wir einfach den Geschehnissen folgen. Aber insgesamt ist dieser Graphic Novel wirklich empfehlenswert und sehr augenöffnend.

Habt ihr das Buch schon gelesen oder habt ihr jetzt Lust darauf bekommen?

Bis bald,

Eure Kitty Retro

 

 

 

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