als ich Anfang des Jahres mal einen Schneesturm in der Bibliothek ausgeharrt habe, habe ich einen Aufsteller mit biografischen Graphic Novels gefunden - und darin dieses Buch. Auf meiner Liste hatte ich es schon ganz lange, weil ich so viel Gutes gehört habe. Also nahm ich das Buch mit - dann kam der Lockdown. Nun habe ich das Buch gelesen und möchte euch berichten.
Die Fakten:
- Autor: Marjane Satrapi
- Titel: Persepolis - Eine Kindheit im Iran
- Reihe: Persepolis 1-2
- Übersetzung: nicht ausgewiesen
- Erschienen: 2005
- Verlag: Verlag Carl Ueberreuter
- Seiten: 160
- Preis: ab wenige Euro gebraucht
- Klappentext: "1979 fand im Iran die islamische Revolution statt. "Seither", so schreibt Marjane Satrapi, "wird diese traditionsreiche Zivilisation fast ausschließlich mit Fundamentalismus, Fanatismus und Terrorismus in Verbindung gebracht. Als Iranerin, die mehr als ihr halbes Leben im Iran verbracht hat, weiß ich, dass dieses Bild falsch ist. Darum war es so wichtig für mich, Persepolis zu schreiben. Ich glaube, dass man eine ganze Nation nicht aufgrund der Fehler einer extremistischen Minderheit verurteilen darf. Ich will auch nicht, dass jene Iranerinnen und Iraner vergessen werden, die für die Freiheit gekämpft haben und im Gefängsnis gestorben sind, die ihr Leben im Krieg gegen den Irak verloren und unter verschiedensten repressiven Systemen gelitten haben oder gezwungen waren zu fliehen. Man kann vergeben, aber man soll niemals vergessen.""
Zur Handlung: In diesem autobiographischen Comic verfolgen wir Marjane Satrapi durch ihre Kindheit. Schon früh interessiert sie sich dafür, was um sie herum geschieht. Ihre Eltern sind sehr politisch, und Marjane möchte mit ihnen demonstrieren gehen. Die Eltern verbieten es. Als es zur islamischen Revolution kommt, muss die Familie Schicksalsschläge hinnehmen.
Marjane wächst trotzdem recht behütet in einer privilegierten Familie auf. Sie ist verwirrt, als sie plötzlich nicht mehr mit Jungen in die Schule gehen darf, und kein Fan vom Kopftuch, das sie plötzlich tragen soll. Als dann der Nachbarsjunge ihr sagt, dass er sie heiraten wird, wenn er aus dem Krieg zurückkommt, fühlt sie sich sogar angegriffen - soll sie dabei nicht mitreden? Doch ihre Familie hat letztlich andere Pläne für sie...
Dieses Graphic Novel erzählt sehr episodenhaft an typischen Momenten, wie die Kindheit im Iran war. Ich mochte es, durch die Augen eines Kindes zu schauen. Marjane lässt sich von den Debatten der Erwachsenen hin- und herreißen. Als Kind versteht sie die Komplexität der Wirklichkeit noch nicht. Doch wir sehen sie. Und ich fand es toll, dass auch Szenen und Aussagen hier protokolliert werden, die die erwachsene Marjane sicher nicht mehr so machen würde.
Da ich mich vorher noch nie mit dem Iran beschäftigt habe, habe ich von diesem Buch viel gelernt. Die Vorstellung, dass die Revolution von einer extremistischen Gruppe genutzt wurde, um den Iran wieder zu einem fundamentalistischen Gebiet zu machen, ist wirklich schwierig. So haben damals auch viele Personen gegen Dinge wie die Burka protestiert. Gebracht hat es aber nichts. Das durch die Kinderaugen zu sehen, Marjane zu sehen, wie sie ihre Freundinnen plötzlich unter den Kopftüchern sieht, das war sehr stark.
Der Zeichenstil im Buch ist recht simpel gehalten und es gibt eher wenig Text. Dadurch kann man das Buch sehr schnell lesen. Allerdings sollte man doch die eine oder andere Pause einplanen, denn was hier so simpel beschrieben wird, sind teilweise absolut schreckliche Dinge. Ziemlich genau in der Mitte war so ein Moment, der mich fast zum Weinen gebracht hat.
Mit dem Älterwerden wird Marjane auch rebellischer. Als Tochter von hochgebildeten, insofern privilegierten und eher linken Eltern findet sie nicht viel an der islamischen Ausrichtung ihres Landes. Sie will die Musik hören, die in der westlichen Welt modern ist, und die coolen Klamotten aus dem Westen tragen. Aber das birgt auch seine Gefahr, worauf am Ende des Buches auch nochmal eingegangen wird. Ich finde es einfach gut, wenn solche Kapitel dann den Leser abholen können: wir waren alle mal Teenager und wissen genau, was in Marjane zu dieser Zeit los ist.
Alles in allem bekommt auch dieses Buch von mir eine volle Empfehlung. Es ist (mehr oder weniger) unterhaltsam und trotzdem lernt man dabei sehr viel. Ich habe gemerkt, wie wenig ich über die Geschichte des Iran weiß. Ich möchte auf jeden Fall bald auch den zweiten Band über die Jugend von Marjane lesen. Es ist kurzweilig, aber sehr informativ. Und die Bilder helfen, manche Punkte noch deutlicher zu machen, als reiner Text das je könnte.
Kennt ihr den Comic? Und interessieren euch solche biographischen Graphic Novels?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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