der Reading Rush ist vorbei und ich habe nun eine Menge Bücher hier, die ich euch unbedingt vorstellen möchte. Dabei starte ich heute mit einer absoluten Überraschung. In der Bibliothek hatte ich vor einer Weile nach passenden Büchern für die Challenges gesucht und dabei recht unerwartet The War of the Worlds eingepackt. Vom Autor H. G. Wells hatte ich bereits vor Jahren The Island of Dr. Moreau gelesen, war aber eher unterwältigt. Deswegen konnte mich The War of the Worlds nun besonders überraschen.
Die Fakten:
- Autor: H. G. Wells
- Titel: The War of the Worlds
- Erschienen: 2005 (erstmals 1898)
- Verlag: Penguin Classics
- Seiten: 180 + Anhang
- Preis: 4,60 Euro
- Klappentext: "The night after the shooting star is seen streaking across the sky, a cylinder is discovered on Horsell Common. Fascinated and exhilarated, the local people approach the mysterious object armed with nothing more than a white flag. But when gruesome alien creatures emerge armed with all-destroying heat-rays, their rashness turns rapidly to fear. As the rays blaze towards them, it soon becomes clear they have no choice but to flee - or die. Soon, the Martians begin a sinister invasion of the world. Destroying all in their path with black gas and burning rays, they brutally make their advance, feasting on the warm blood of still-living human prey. The forces of the Earth, however, may prove harder to beat than they at first appear..."
Zur Handlung: Unser Protagonist ist ein angesehener Philosoph und Schriftsteller, der eines Abends einem Kollegen in der Sternwarte Gesellschaft leistet. Dabei sehen sie eine komische Explosion auf dem Planeten Mars. Dies wiederholt sich über 10 Tage. Einige Tage später landet der erste Zylinder auf der Erde, ganz nah am Haus unseres Protagonisten. Angezogen von diesem fremden Gegenstand gehen die Menschen immer näher. Sie wissen nicht, ob es etwas Lebendiges im Zylinder ist.
Als jedoch klar wird, dass darin Marsianer zur Erde gekommen sind, die es ganz und gar nicht friedlich mit der Menschheit meinen, kommt das Militär zum Einsatz. Doch bei dem Versuch die Marsianer zu zerstören, werden diese nur noch wütender und tödlicher. Die Sicherheit, in der sich die Menschheit in England zu lange wiegte, ist Geschichte. Es beginnt der Kampf ums Überleben.
Zunächst muss man bei diesem Buch im Hinterkopf behalten, dass es noch im 19. Jahrhundert veröffentlicht wurde. Beim Lesen hatte ich es deutlich später eingeordnet, vielleicht in den 30er oder 40er Jahren. Das zeigt, mit welcher ungeheuren Phantasie H. G. Wells in dieser Geschichte aufwartet, in der es noch keinen Weltkrieg gab. In der Tat sollte man meinen, dass die Mächte in den Weltkriegen eher von seinen Ideen inspiriert waren als anders herum.
Besonders ist das Buch für mich vor allem, weil es sehr viel über die damalige - und die jetzige - Zeit aussagt. Der Horror in dieser Geschichte, lag für die Menschen zu Wells' Lebzeit in der Idee, dass nicht sie die Kolonialisten sind, sondern diejenigen, die kolonialisiert werden. Und das macht Wells auch sehr explizit, indem er die Leser immer wieder veranlasst, nicht zu hart mit den Marsianern zu urteilen, denn schließlich habe sich die (weiße) Menschheit ja in vielen Moment fast noch schlimmer verhalten.
Wells bringt so den Krieg, die Machtlosigkeit und die Ungerechtigkeit der Kolonialisierung ins friedliche England, wo die Menschen ihren kleinen Leben nachgehen, Intellektuelle sind oder Bauern oder Hausfrauen. Diese ruhige Idylle, die sich am Beginn des Buches abzeichnet, wird in das absolute Chaos verwandelt, ohne dass die Bewohner etwas dafür können. Plötzlich erscheint da eine Macht, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Ich fand das so interessant - und dass wir uns heute immer noch mit so einer Geschichte identifizieren können, sagt doch viel aus über uns als (weiße) Menschen.
Der Hauptcharakter im Buch ist ein Intellektueller. Deswegen kann er auch im Chaos gelegentlich einen Schritt zurücktreten, und uns die Geschehnisse einordnen. Dennoch ist auch er einfach nur noch auf der Flucht. Er ist verstört von den Marsianern und von seinen Mitmenschen gleichermaßen. Immer wieder gerät er in Situationen, wo er mit Fremden zusammengepfercht ist, die er nicht ertragen kann. Ich fand es spannend, diesem Charakter zu folgen, der uns hier ganz bewusst seine Geschichte erzählt (und ein paar Kapitel die seines Bruders).
Ich war von der Geschichte vom ersten Augenblick an in den Bann gezogen. Man ist mehr oder weniger direkt im Geschehen und verfolgt mit Staunen und immer mehr Grauen, was geschieht. Das Buch hatte für mich eine gute Geschwindigkeit, auch wenn ich in anderen Rezensionen genau das Gegenteil gelesen habe. Es ist also Geschmackssache. Für mich waren die Vorgänge aber alle total nachvollziehbar und sie erschienen mir realistisch. Interessant ist es vor allem, diese Geschichte im 19. Jahrhundert verortet zu sehen. Zu Beginn des Buches sehen wir so zum Beispiel immer wieder Charaktere, die so ins Chaos gezerrt wurden, dass sie ihren Hut verloren haben - oh schreck...
Wenn ihr also den Film kennt, dann wisst ihr eigentlich nichts über dieses Buch. Klar, die Tripods könnt ihr euch dann vielleicht ein bisschen besser vorstellen - H. G. Wells brauchte zur Beschreibung in seiner Zeit noch einen Melkhocker - aber das Buch ist nochmal ganz anders, und meiner Meinung nach viel besser.
Alles in allem hat mich dieses Buch total positiv überrascht. Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen, ich mochte all die schlauen Dinge, die Wells darin verpackt hatte, und trotzdem war es einfach spannend. Wenn man das Buch in der Zeit verortet, in der es geschrieben wurde, ist es einfach unglaublich, wie viel Weitsicht und Phantasie Wells mit diesem Buch bewiesen hat. Und das Buch hat sicherlich auch Probleme, zum Beispiel kommt quasi keine Frau richtig vor, aber mir hat es trotzdem sehr gut gefallen. Außerdem waren die Kommentare und Verweise in dieser Penguin-Edition total interessant und hilfreich - Wells zitiert sich zum Beispiel gern selbst.
Sicherlich kennt ihr den Film, aber habt ihr je erwogen das Buch zu lesen? Ich hoffe, jetzt schon!
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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