ich möchte euch heute direkt das nächste Hörbuch vorstellen, das ich kaum aus der Hand (oder dem Ohr) legen konnte. Das Buch ist in gewissen Kreisen schon eine Weile in aller Munde gewesen und es klang perfekt für den vorerst letzten stressigen Monat bei mir auf Arbeit.
Die Fakten:
- Autor: Kacen Callender
- Titel: Felix Ever After
- Sprecher: Logan Rozos
- Erschienen: 2020
- Verlag: HarperAudio
- Dauer: 8 Std. 24 min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro (im Abo)
- Klappentext: "Felix Love has never been in love - and, yes, he’s painfully aware of the irony. He desperately wants to know what it’s like and why it seems so easy for everyone but him to find someone. What’s worse is that, even though he is proud of his identity, Felix also secretly fears that he’s one marginalization too many - Black, queer, and transgender - to ever get his own happily ever-after. When an anonymous student begins sending him transphobic messages - after publicly posting Felix’s deadname alongside images of him before he transitioned - Felix comes up with a plan for revenge. What he didn’t count on: his catfish scenario landing him in a quasi-love triangle.... But as he navigates his complicated feelings, Felix begins a journey of questioning and self-discovery that helps redefine his most important relationship: how he feels about himself."
Zur Handlung: Felix Love ist fast fertig mit der Schule und möchte sich mit einem Sommerkurs für die Bewerbungen für Colleges vorbereiten. Er weiß genau, wo er einen Platz ergattern möchte - und dafür braucht er ein perfektes Portfolio. Leider ist Felix im Moment in einer echten Schaffenskrise, und würde lieber den ganzen Sommer mit seinem besten Freund rumhängen.
Doch eines Tages sieht er beim Betreten der Schule eine Galerie von Bildern aus seinem alten Instagram. Sie zeigen ihn vor seiner Transition, und obwohl Felix kein Problem damit hat, wenn Menschen wissen, dass er trans ist, ist dies ein Angriff auf seine Person. Nach dem Schock folgt die Wut, und Felix heckt einen Plan aus, wie er herausfinden kann, wer das getan hat. Allerdings ist er auf einer ganz falschen Spur...
Dieses Buch habe ich gelesen, weil ich hörte, dass es einen sehr gute Laune machen soll. Und diesen Sommer habe ich das wirklich gebraucht. Natürlich hört sich das Thema erstmal schwierig an, und es werden auch viele wichtige und teilweise schwierige Dinge ausgeworfen. Allerdings gelingt es Kacen Callender, dies alles mit einer Geschichte zu verbinden, die einen zum Grinsen, zum Kichern und zum Schwärmen bringt. Trotzdem möchte ich hier eine Triggerwarnung für transphobe Aussagen geben - diese werden gegen Felix vorgebracht, aber dann auch von anderen Charakteren benannt und kritisiert.
Felix ist kein perfekter Mensch. Er ist ein Teenager, er hat eine schwierige Familiengeschichte und er ist neidisch auf seine Mitschüler, die in einer besseren finanziellen Situation sind. Aufgrund der Dinge, die ihn sehr beschäftigen, wirkt er schnell sehr egoistisch und egozentrisch. Dennoch macht dies Felix echt - denn ganz ehrlich, wer war als Teenager nicht irgendwie fast nur mit seinen eigenen Problemen beschäftigt? Ich mochte es auf jeden Fall, ihm zu folgen, in seinen Gedanken zu sein und ihn zu begleiten.
Um Felix herum haben wir sehr viele sehr unterschiedliche Charaktere. Die meisten werden direkt in einer Anfangsszene eingeführt. Da ich das Hörbuch gehört habe, weiß ich leider nicht, wie die Namen genau geschrieben werden. Ezrah ist der beste Freund. Zu Beginn fand ich ihn super, weil er Felix so sehr unterstützt, aber gegen Ende hin gibt es dann starke Veränderungen in der Dynamik, die mich eher gestört haben. Declan dagegen war mal Teil der Freundesgruppe um Felix, aber dann gab es eine Auseinandersetzung und seitdem scheinen sie sich eher zu hassen. Marisol ist ein Mädchen, das Felix kurzzeitig gedatet hat, bis sie sich basically als J. K. Rowling erwiesen hat - eine Feministin, die sich von Transpersonen bedroht sieht. Schließlich haben wir Leah, die am Anfang noch etwas blass bleibt, am Ende dann aber zu meiner Lieblingsfigur wurde. Auch sie ist sehr unterstützend und glaubt an ihre Freunde und macht da auch keine Abstriche. Mein Lieblingscharakter generell war allerdings Declan, und irgendwie wäre es cool, wenn es mal noch ein Spin-Off zu seiner Zukunft gäbe. Seine Figur war sehr interessant.
In Felix Familie haben wir einen Vater, der zwar versucht, seinen Sohn zu akzeptieren und ihn auch sehr stark unterstützt, aber dennoch immer noch Probleme hat, Felix bei seinem Namen zu nennen und häufig das falsche Personalpronomen verwendet. Die Mutter ist weggelaufen und hat in einem anderen Bundesstaat eine neue Familie gegründet. Felix fällt es schwer, die Liebe von anderen zu akzeptieren, weil er sich nicht mal von seiner eigenen Mutter geliebt fühlt.
Eine Sache, die ich unglaublich toll an diesem Buch fand, war die Repräsentation von Transpersonen. Felix ist zwar die Hauptperson, aber wir sehen auch noch einige andere Charaktere, die beispielsweise non-binary oder trans sind. Felix selbst ist sich sicher, dass er kein Mädchen ist, manchmal fühlt er sich aber auch nicht als Junge. Allerdings traut er sich nicht, dies mit Freunden und Familie anzusprechen, da er Angst hat, dass diese seine Identität dann nicht mehr ernst nehmen. Ich denke, solche Repräsentation ist unglaublich wichtig für junge Menschen, die nicht mehr in einer Welt aufwachsen sollen, in denen es "unnormal" ist, wenn man sich aktiv damit auseinandersetzt und hinterfragt, wer man ist. Dabei kann vermutlich jeder noch etwas lernen.
Spannend fand ich dabei auch die Auseinandersetzung damit, dass Felix trans ist, aber auch queer. Im Buch interessiert sich Felix vor allem für andere Jungen, auch wenn er kurzzeitig Marisol gedatet hatte. Ich mochte, dass dabei auch das Thema Sex eine Rolle spielte - ohne dass welcher passierte oder explizit wurde - aber als völlig normales Thema auch für Teenager. Dabei ging es auch darum, sich im Vorhinein zu informieren, wie bestimmte Dinge funktionieren - da war ich mir nicht ganz sicher, ob das problematisch ist oder nicht. Aber ich fand es gut, dass es überhaupt vorkam.
Eine andere wichtige Sache, die mir gut gefallen hat, ist die Diskussion von Labels. In diesem Buch werden euch viele Labels begegnen, aber es gibt auch mehrere Charaktere, die sich gegen Labels aussprechen. Ich persönlich bin auch absolut kein Fan von Labels. Aber es wird jedes Mal gekontert mit der Aussage, dass wir Labels nicht mehr brauchen werden, wenn es keine ausgegrenzten Gruppen mehr gibt. In solch einer utopischen Welt, in der jede*r einfach er/sie selbst sein kann, leben wir noch nicht. Deswegen braucht es - noch - Labels. Und die positiven Seiten wurden gut hervorgehoben. Ich finde diese Diskussion und diese Sichtweise sehr wichtig.
Schließlich mochte ich besonders an diesem Buch, dass die aufkeimende Romanze stark über Textnachrichten entsteht. Das hat mich an die guten alten ICQ-Zeiten erinnert. Man sagt sich über Text Sachen einfach viel schneller und direkter. Und ich habe diese Nachrichten geliebt und immer gekichert und mich für Felix gefreut. Das war so schön. Allerdings kommen wir damit auch zu dem Teil, den ich nicht so gern mochte: das Ende. Das habe ich mir etwas anders gewünscht. Aber ich verstehe, was Kacen Callender damit sagen wollte, deswegen ist es ok.
Alles in allem war dieses Buch einfach perfekt für mich. Es hat das Leben als Teenager so gut eingefangen, viele wichtige Themen aufgerufen, Vieles aufs Tableau gebracht, was sonst nicht in solchen Romanen auftaucht, uns etwas über Liebe und Freundschaft gezeigt, es gibt auch definitiv ein spannendes Moment in der Frage, wer die Gallerie organisiert hat um Felix zu verletzen, es gibt Lachen, es gibt Weinen, es ist toll.
Ich hoffe, ihr lest das Buch alle! Für mich eine absolute Empfehlung.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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