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Donnerstag, 16. Juli 2020

On The Come Up

Hallo meine Jugendbuchfreunde,

diesen Sommer stand für mich dick im Kalender, dass ich das nächste Buch von Angie Thomas als Hörbuch hören wollte. The Hate U Give kennt ja inzwischen wirklich jeder. Ich wollte zwischen beiden Büchern etwas Zeit vergehen lassen, damit ich sie nicht zu sehr vergleiche. Das hat auch gut funktioniert.

Die Fakten:
  • Autor: Angie Thomas
  • Sprecher: Bahni Turpin
  • Titel: On The Come Up
  • Erschienen: 2019
  • Verlag: Harper Audio
  • Dauer: 11 Std. 43min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro im Abo
  • Klappentext: "Sixteen-year-old Bri wants to be one of the greatest rappers of all time. Or at least win her first battle. As the daughter of an underground hip hop legend who died right before he hit big, Bri's got massive shoes to fill. But it's hard to get your come up when you're labeled a hoodlum at school, and your fridge at home is empty after your mom loses her job. So Bri pours her anger and frustration into her first song, which goes viral...for all the wrong reasons. Bri soon finds herself at the center of a controversy, portrayed by the media as more menace than MC. But with an eviction notice staring her family down, Bri doesn't just want to make it - she has to. Even if it means becoming the very thing the public has made her out to be."


Zur Handlung: Bri wollte schon immer Rapperin werden, und alle in ihrem Umfeld haben ihr zurückgespiegelt, dass sie echt gut ist. Endlich hat sie den Sprung gewagt und sich für ein Rap-Battle angemeldet. Den ganzen Tag schon konnte sie sich in der Schule kaum konzentrieren, weil sie auf den Rückruf wartete. Als dieser endlich kommt, ist sie bereit.

Doch auf der Bühne steht sie plötzlich dem Sohn des ehemaligen Managers von ihrem Vater entgegen. Und dieser hat kein Problem ihre Familiengeschichte gegen sie zu verwenden. Für einen Moment gerät Bris Welt aus den Fugen, als er über ihren toten Vater rappt. Doch dann schlägt sie zurück und das Publikum rastet aus. Für Bri ist der Weg nach ganz oben frei...

Fangen wir damit an, warum ich dieses Buch so lange vor mir hergeschoben habe: ich habe keine Ahnung von Rap. Und es interessiert mich auch nicht wirklich. Darum hatte ich Angst, dass ich mit diesem Hauptcharakter weniger anfangen kann als mit Starr in The Hate U Give. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass das nebensächlich ist. Natürlich versteht man einige Szenen besser, wenn man sich da ein bisschen auskennt, aber die eigentliche Handlung hat andere Themen und drängt andere Diskussionen auf.

Bri als Hauptcharakter fand ich toll. Sie hat eine große Klappe und, weil sie schwarz ist und die meisten ihrer Mitschülerinnen weiß, muss sie deswegen immer wieder beim Schulleiter antanzen. Sie ist nicht perfekt, aber ihre Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar und sie verhält sich einfach wie eine Teenagerin! Sie hat das Gefühl, dass die meisten Mitschüler sie gar nicht sehen, aber sie hat zwei enge Kindheitsfreunde. Einer der beiden ist schwul, bei dem anderen ist Bri schon eine Weile am zweifeln, ob sie wirklich nur Freunde sein will. Aber die drei halten zusammen wie Pech und Schwefel, bis Bris Erfolge dazwischen kommen...

Auch in diesem Buch gibt es einen Auslöser der Handlung, der mit racial profiling und Brutalität gegen schwarze Körper zu tun hat: Bri möchte nicht, dass die Security Guards am Eingang der Schule ihren Rucksack durchsuchen - sie schmuggelt heimlich Süßigkeiten aufs Schulgelände und verkauft diese - und wird daraufhin von den beiden erwachsenen Männern auf den Boden gepinnt. Dieses Event führt dann zu Unruhen in ihrem schulischen Kontext, in ihrer Familie und in ihrer Psyche. Angie Thomas ist mit diesem Thema meiner Meinung nach sehr gut umgegangen und konnte zeigen, dass diese Dinge nicht einfach sind - auch wenn weiße Männer uns das immer einreden wollen - und sie beispielsweise nicht will, dass das Video davon an die Öffentlichkeit kommt. Die Diskussionen darum waren so gut und wichtig. Das hat mir sehr gefallen.

Im Anschluss an dieses Event schreibt Bri einen Song, der schließlich viral geht. Darin beschreibt sie die Dinge, die Weiße sehen, wenn sie sie ansehen. Aber natürlich wird der Song von allen fehlinterpretiert und das bringt Bri in viele unangenehme Situationen. Auch hier mochte ich die Diskussionen. Einige Personen raten ihr, einfach das zu sein, was die Leute sehen wollen, damit sie damit Geld machen kann. Andere raten ihr, lieber zu zeigen, wer sie wirklich ist, auch wenn sie dann vielleicht kein Rapstar wird, aber auch die Stereotype nicht weiter befeuert.

Wichtig in diesem Buch ist auch Bris Familienkontext. Ihre Mutter hatte nach dem Tod des Vaters ein schweres Drogenproblem und hat Bri und ihren großen Bruder daher für eine Weile den Großeltern väterlicherseits gegeben. Inzwischen ist sie clean und hat sich das Recht auf ihre Kinder erarbeitet, aber die Spannung zwischen Bri und ihr sind nicht überwunden. Der Bruder dagegen hat einen Bachelorabschluss in Psychologie, glaube ich, findet aber aufgrund seiner Hautfarbe und weil er nicht von seiner Familie wegziehen will keinen angemessenen Job. Stattdessen arbeitet er in einem Pizzalokal. Bris Tante ist sogar Drogendealerin geworden und hat sich einer Gang angeschlossen. Bris Familie lebt damit am Rande ihrer Community. Die Großeltern schauen immer noch skeptisch auf die Mutter. Bri will mit ihrem Erfolg vor allem ihre Familie retten. Hier hat das Buch einige wirklich wundervolle Momente aufgeworfen - vor allem dann am Ende.


Und es gibt auch ein bisschen Romanze im Buch. Dieser Teil bleibt aber eher im Hintergrund, da Bri einfach wichtigere Probleme hat. Das hat mir sehr gut gefallen. Es hat aber aufgezeigt, dass Bri trotz allem, was so los ist, doch nur eine Teenagerin ist. Und damit wird es sicherlich anschlussfähig für viele Mädchen, die das Buch lesen.

Alles in allem kann ich nichts Schlechtes über das Buch sagen. Meine Befürchtungen haben sich nicht erfüllt, und das Buch hat meine Erwartungen noch übertroffen. Ich mochte, dass das Thema Rassismus in diesem Buch noch mehr mit alltäglichen "kleineren" Formen verbunden wurde, die aber genauso schlimm sind, wie Police Brutality und die Statistiken zu erschossenen schwarzen Männern und Jungen in den USA. Angie Thomas kann diese Themen so gut aufarbeiten, dass man gar nicht merkt, wie viel man über das Thema lernt. Darum sollte jeder ihre Bücher lesen!

Habt ihr diesen zweiten Buch der Autorin schon eine Chance gegeben? Ich hoffe, ich konnte euch jetzt überzeugen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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