Hallo meine
Sonnenleser,
wie lange
stand dieses Buch schon in meinem Regal? Ich hatte es irgendwann mal für eine
Leserunde gewonnen, an der ich dann aber nicht teilnehmen konnte. Und dann hat
es da fröhlich vor sich hingestaubt. Dieses Jahr möchte ich ja vor allem meinen
älteren SUB mal abbauen, und darum stelle ich euch heute endlich dieses Buch
vor. Der Titel passt ja schon mal zum Wetter.
- Autor: Jandy Nelson
- Übersetzung: Catrin Fischer
- Titel: Ich gebe dir die Sonne (Original: I'll give you the sun)
- Erschienen: 2016
- Verlag: cbt Kinder- und Jugendbuchverlag
- Seiten: 475
- Preis: 9,99 Euro
- Klappentext: "Jude und ihr Zwillingsbruder Noah sind NoahundJude - unzertrennlich, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Noah malt ununterbrochen und verliebt sich unsterblich in den Jungen von nebenan, während Draufgängerin Jude knallroten Lippenstift entdeckt, Kopfsprünge von den Klippen macht und für zwei redet. Drei Jahre später sprechen die beiden inzwischen 16-Jährigen kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das ihr Leben zerstört hat. Doch dann trifft Jude einen wilden, unwiderstehlichen Jungen und einen geheimnisvollen Künstler..."
Zur
Handlung: Noah ist 13 Jahre alt und hat nichts als Kunst im Kopf, bis eines
Tages neue Nachbarn einziehen. Er fühlt sich zu diesem seltsamen Jungen
hingezogen, der ein begabter und angesehener Baseballspieler ist, aber nicht
aufhören kann von Planeten und Sternen zu reden. Doch in diesem Alter ist
Vieles noch komplizierter als sowieso schon. Vor allem, wenn sich eine
neidische Stiefschwester in alles einmischt.
Jude ist 16
Jahre und vom Unglück verfolgt. All ihre Tonkreationen, die sie an ihrer
Kunstschule schafft, zerbrechen. Das Unglück hat auch einen Namen, den ihrer
Mutter. Jude ist fest davon überzeugt, dass der Geist ihrer Mutter sie
heimsucht, weil sie ihr nicht verzeihen kann, was sie Jahre zuvor ihrem Bruder
angetan hat. Doch dann hat Jude eine Idee, wie sie ihre Mutter vielleicht
besänftigen und ihre Familie retten kann.
Das Buch
wird abwechselnd aus Sicht von Jude und Noah erzählt. Schon ganz früh war mir
klar, dass ich Noahs Abschnitte viel mehr mögen würde als die von Jude. Die
Teile sind dabei sehr lang im Vergleich zu anderen Jugendbüchern, sodass man
teilweise 100 Seiten aus einer Sicht liest, bevor sie wieder wechselt. Für mich
hat das nicht so gut funktioniert, denn immer wenn ich mich an einen Erzähler
gewöhnt hatte, wechselte die Perspektive und die Zeitebene.
Durch Noah
spielt das Thema Homosexualität eine große Rolle im Buch. Er verliebt sich in
seinen neuen Nachbarn, der allerdings Probleme damit hat, öffentlich als schwul
zu gelten. Dieses Thema finde ich schon fast ein bisschen ausgelutscht und
fühlte mich stark an die Storyline in Perks of Being A Wallflower erinnert.
Dennoch denke ich, dass dies für viele Leser ein Grund ist, zu diesem Buch zu
greifen. Noah mochte ich als Charakter auch sehr und seine Geschichte hat mich
wirklich interessiert.
Jude dagegen
wurde mit jedem Kapital unsympathischer. Gelegentlich musste ich aufhören das
Buch zu lesen, weil Jude mich so angekotzt hat. Sie ist die beliebte und
aufregende der beiden Geschwister. Sie war der Liebling der Großmutter, ist der
Liebling des Vaters und hat mehr Freunde. Dennoch rastet sie total aus, als
sich abzeichnet, dass Noah der Liebling der Mutter sein könnte. Natürlich
passieren da ein paar unschöne Dinge, aber sie reagiert dennoch total
überzogen. Auch in ihren eigenen Kapiteln konnte ich oft nur wenig mit ihr
anfangen, auch wenn sie da dann ein völlig anderer Mensch ist. Aber da will ich
auch nicht spoilern, ich fand sie die meiste Zeit aber zum Kotzen.
Die
Geschichte beruht auf sehr vielen Geheimnissen, Lügen und Missverständnissen.
Dabei ist es am Anfang schwer zu durchschauen, was nun eigentlich alles
passiert ist. Erst im letzten Drittel des Buches ist dabei bei mir richtig
Spannung aufgekommen. Dann ergibt sich langsam ein Bild. Ich fand das Tempo,
mit dem die Zusammenhänge dann aufgedeckt wurden, auch ganz passend. Man kann
immer schon eher draufkommen, aber es ist auch nicht lächerlich, wie lange die
Charaktere dann noch brauchen.
Das Ende
fand ich aber dann schwer nachvollziehbar. Für mich hat Jude doch einige
unverzeihliche Dinge getan, über die dann einfach so hinweggewischt wird. Hier
fehlt auch einfach die Innensicht von Noah mit 16 Jahren, denn ihn konnte ich
dann überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Die 16jährige Variante von Jude
blickt immerhin immer mal wieder auf ihre Gefühle früher zurück, sodass man ihr
Handeln damals besser einordnen kann.
Der
Schreibstil war für mich in Ordnung, aber nichts Überragendes. Hier bin ich wie
immer nicht sicher, ob durch die Übersetzung zu viel verloren gegangen ist. Die
Lobhymnen, die hinten auf dem Buch stehen, kann ich so nicht nachvollziehen.
Aber das mag im Original durchaus anders sein. Es lässt sich aber flüssig und
schnell lesen, auch wenn es ein ziemlich dickes Buch ist.
Es gibt eine
Vielzahl von Nebenfiguren in diesem Buch, die alle ein bisschen seltsam sind
und Probleme haben, was sie aber durchaus liebenswert macht. Außerdem gibt es
einiges an Romanzen, romantischen Gefühlen und ähnlichem. Es gibt dann einige
Momente zwischen Noah und seiner Mutter, die ich emotional sehr aufreibend
fand. Da fallen durchaus auch einige tolle Zitate. Das war mein Lieblingsteil
des Buches. Dennoch sind die Romanzen nicht immer ganz nachvollziehbar und im
Falle von Jude auch ziemlich kitschig.
Alles in
allem hatte dieses Buch Licht und Schatten für mich. Am Anfang hatte ich
Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Durch die Kapitelwechsel wurde das
dann zusätzlich erschwert. Jude war für mich kein Charakter, über den ich gern
gelesen habe. Daher hat mich auch nicht interessiert, was mit ihr geschieht.
Die Teile von Noah sind mir dagegen teilweise wirklich nah gegangen und am
liebsten hätte ich nur seine Geschichte gelesen. Das Ende ist dann sehr günstig
für alle, aber meiner Meinung nach nicht wirklich nachvollziehbar. Hier sollte
man sich auf einigen Kitsch einstellen.
Habt ihr das
Buch gelesen? Es ist ja nun schon eine Weile erschienen. Wir wünschen euch
einen tollen Feiertag und sind gespannt auf eure Meinung zum Buch!
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
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