heute geht es für mich weiter in meinem langwierigen Leseerfahrung mit Game of Thrones. Wir haben es inzwischen zu Buch 9 der deutschen Ausgaben geschafft. Die letzten beiden Bände fand ich ja wirklich sehr langweilig und ich weiß auch schon gar nicht mehr genau, warum Buch 9 nun doch von der Bibliothek zu mir gekommen ist. Aber so war es...
Die Fakten:
- Autor: George R. R. Martin
- Übersetzung: Andreas Helweg, Überarbeitung: Sigrun Zühlke & Thomas Gießl
- Titel: Der Sohn des Greifen (Original: A Dance with Dragons 1)
- Reihe: Das Lied von Eis und Feuer 9
- Erschienen: 2012
- Verlag: penhaligon
- Seiten: 755 + Anhang
- Preis: 16,00 Euro
- Klappentext: "In Essos herrscht Daenerys Targaryen über eine Stadt, die auf Staub und Tod errichtet wurde. Die Sklaverei der Sklavenhandel von Meereen gehören zwar der Vergangenheit an, aber die Freiheit ihrer Untertanen ist noch immer bedroht. Denn nicht nur die Söhne der Harpyie planen den Untergang der Barbarenkönigin und ihrer Drachen, die gesamte zivilisierte Welt von Volantis bis Qarth ist in Aufruhr. Allerdings sind nicht nur Freinde, sondern auch Freier und Prinzen auf dem Weg zu Daenerys. Einer von ihnen ist Tyrion Lennister, ein verurteilter Mörder. Einer seiner Gefährten ist der Sohn des Greifen. Ihn umgibt ein gefährliches Geheimnis, das Daenerys' Anspruch auf den Thron von Westeros zunichte machen könnte. An der Mauer versucht Jon Schnee, der neue Lord Kommandant der Nachtwache, seine Männer auf den kommenden Winter und die Lange Nacht vorzubereiten. Aber wird er, umgeben von Feinden und falschen Freunden, konfrontiert mit Wildlingen, Wiedergängern und Stannis Baratheon, den richtigen Weg finden? Derweil hat Brandon Stark endlich das Ziel seiner langen Reise erreicht. Was wird ihn die dreiäugige Krähe, die ihm Flügel versprochen hat, wirklich lehren?"
Zur Handlung: Nach Band 4 (englischen Zählung) machen wir nun also einen großen Satz zurück in der Zeit und befinden uns wieder am Ende von Band 3. Diesmal folgen wir allerdings den Charakteren, die wir wohl alle im letzten Band schmerzlich vermisst haben: Jon Schnee, dem Giftzwerg, der Drachenlady, dem Zwiebelritter und Bran Stark, der von Publikumsliebling Hordor durch die Gegend getragen wird.
Dabei begegnen wir mal wieder Drachen, Sklaven, Wiedergängern, Kindern des Waldes, Feuergöttern und Priesterinnene, und so weiter. Man meint, die Phantasie von George Martin ist unerschöpflich, so viel hat er inzwischen in diese Reihe gepackt. Und er schafft es, in diesem Band noch mehr aus dem Hut zu ziehen.
Den Beginn dieses Bandes fand ich wieder sehr langweilig. Der dritte Band hatte mit einem Knall geendet und auch hier mussten jetzt erstmal alle wieder auf ihre Positionen geschoben werden, damit es im Inhalt weitergehen kann. Allerdings hat das Buch dann glücklicherweise - im Gegensatz zum Vorgänger - doch wieder Fahrt aufgenommen.
Was mir beim Lesen dieses Teils aufgefallen ist, ist, dass George Martin einfach nicht gut schreibt. Auch in diesem Band gibt es wieder einige Momente, die man nicht kommen sieht und die einen überraschen. Das ist grundsätzlich ja immer eine gute Sache. Genervt bin ich aber schnell, wenn dieser Twist nur dadurch zustande kommt, dass George Martin uns über tausende von Seiten einfach Informationen vorenthält. Und das würde vielleicht Sinn machen, wenn es eine Logik hätte, welchen Charakteren wir folgen. Wenn Tyrion eine Info nicht hatte bisher, dann ist es ja logisch, dass wir mit ihm überrascht sind über die Wendung. Aber wenn ein paar Seiten später dann plötzlich ein Mensch, der die ganze Zeit alles wusste, unser Erzähler für ein Kapitel wird, dann frage ich mich, warum der denn jetzt gerade erst auftaucht. Meine einzige Erklärung: bis gerade wusste George Martin selber nicht, dass diese Wendung eintreten wird. Er hat einfach überlegt: wie mache ich jetzt noch mehr Drama? Und dann ist ihm das eingefallen. Ich komme mir als Leser da eigentlich nur verarscht vor.
Das ist ein bisschen wie ein Krimi, bei dem ihr die ganze Zeit am Miträtseln seid, wer es nun war: der Butler, der Gärtner, die Geliebte. Und am Ende war es der geizige Onkel. Der kam zwar das ganze Buch nie vor, aber was soll´s?
Ich bekomme mit dieser Reihe immer mehr in einen Bereich, wo ich erwarte, dass das Ende nur eine Enttäuschung werden kann. Das wird natürlich durch das katastrophale Ende der TV-Serie nur noch schlimmer. Aber es sind einfach so viele Fässer offen, ohne das Martin einem die Antwort auf irgendwas bisher gegeben hat, dass ich glaube, er weiß selbst gar nicht, was los ist. Ich meine, was ist mit dem Feuergott, ist der echt? Oder ist das alles nur Hokuspokus? Die Kinder des Waldes, was sind die und warum? Die Wiedergänger, wo kommen die eigentlich her? Drachen? Und jetzt auch noch Grünseher, welche Magie ist das? Es ist alles einfach zu viel...
Am Ende hat mich das Buch aber doch irgendwie wieder mehr ergriffen. Das letzte Kapitel war so gar nicht, was ich lesen wollte, aber auf Theon ist eben kein Verlass. Ich denke, ich werde die Reihe weiter fortsetzen irgendwann. Aber im Moment ist mein Bedarf erstmal wieder gefüllt. Ich wünschte, George Martin könnte mir mehr das Gefühl geben, dass er einen Plan für seine Geschichte hat und nicht wahllos Dinge zusammenstümpert.
Negativ erwähnen möchte ich noch die fettphobischen Kommentare, die das halbe Buch prägen. Außerdem ist Martins Sexismus nervig. Ich hasse alte weiße Männer, die junge Mädchen wie Daenerys schreiben.
Alles in allem ist dieser Band wieder besser als die Vorgänger. Wer sich also bis hierher gekämpft hat, und mit dem Gedanken spielt, der kann getrost weiterlesen. Aber ich kann den Hype nach wie vor leider nicht verstehen und hoffe immer, dass Menschen erkennen, dass es so viel bessere, diversere, kreativere und durchdachtere Fantasy-Romane gibt.
Wie ergeht es euch mit der Reihe? Begeistert oder schon ausgestiegen?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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