Hallo meine Dystopienleser,
vor einem Jahr ist dieses Buch erschienen, der letzte Band in der Shatter Me-Reihe, die ja eigenlich schon mal beendet war. Ich habe das zum Anlass genommen, die Reihe nochmal komplett von Anfang an zu lesen, damit ich diesem Band wirklich die fairste Chance geben kann. Die Reihe ist ja vor allem vom Drama geprägt, dass einerseits mit der dystopischen zerstörten Welt und andererseits mit den Beziehungen der Charaktere zu tun hat. Wie kann dieses Buch nun einen Abschluss finden?
Die Fakten:
- Autor: Tahereh Mafi
- Titel: Imagine Me
- Reihe: Shatter Me 6
- Erschienen: 2020
- Verlag: Electric Monkey
- Seiten: 450
- Preis: 8,59 Euro
- Klappentext: "Juliette Ferrars. Ella Sommers. Which is the truth and which is the lie? Now that Ella knows who Juliette is and what she was created for, things have only become more complicated. As she struggles to understand the past that haunts her and looks to a future more uncertain than ever, the lines between right and wrong - between Ella and Juliette - blur. And with old enemies looming, her destiny may not be her own to control. The day of reckoning for the Reestablishment is coming. But she may not get to choose what side she fights on."
Zur Handlung: Der Weg von Juliette Ferrars war lang und schmerzhaft, aber war er auch eine Lüge? Als Ella ihre Erinnerungen an ein anderes Leben zurückerhält, beginnt sie ihre Welt und ihr Leben ganz neu zu verstehen. Die größte Erkenntnis: sie hat eine Schwester, die von Reestablishment ausgenutzt wird. Diese Schwester ist der Grund, warum es Ella überhaupt noch gibt. Doch kann sie sie retten?
Kaum sind Ella und Aaron vereint, werden sie schon wieder getrennt. Während Ella zurück in die Hände ihrer Familie fällt, kann Aaron sich und den Stützpunkt zwar retten, aber fortan ist er nur noch eine leere Hülle, denn er weiß, dass er Ella nie wieder sehen wird - nicht seine Ella. Kenji bleibt nun die Aufgabe, in all der Verwirrung einen Weg zu finden, wie das Reestablishment am Ende doch noch besiegt werden kann.
Nach sechs Bücher geht diese Reihe zu Ende, und ich möchte nochmal die Frage aufmachen, warum sie so erfolgreich ist. Ich glaube, das liegt vor allem an der sehr dramatischen Beziehung von Warner und Juliette, die sich zunächst hassten und dann lieben lernten, nur um immer wieder getrennt zu werden. Und während es durchaus das Drama anheizen kann, wenn die Charaktere nicht in lokaler Nähe zu einander sind, so sollte man das nicht überstrapazieren. Das allerdings ist hier geschehen, denn nachdem schon im 5. Band Juliette und Warner getrennt werden, sind sie nach einer kurzen Pause auch in diesem Buch wieder auf getrennten Wegen. Und das lässt dann eben Raum für andere Elemente, die die Reihe weitertragen müssen.
Als ein solches Element wurde offensichtlich Kenji gewählt. Nachdem wir zunächst nur Juliettes Perspektive in den Büchern hatten, dann Warners dazukam und schließlich Kenjis, verlieren wir im letzten Band Warners Perspektive und fast die komplette Handlung ruht plötzlich auf Kenji. Das hat auf mich ein wenig verzweifelt gewirkt, denn offensichtlich fand die Autorin, dass sie die Geschichte nicht aus den beiden Hauptperspektiven zu Ende erzählen kann.
Das wird dadurch verstärkt, dass mit Juliette etwas geschieht, das an Peeta in Mockingjay erinnert. Dadurch verlieren wir in ihrer Perspektive das, was uns über mehrere Bücher mit Juliette verbunden hat. Das hält zwar nicht an, bringt aber noch mehr Gewicht auf Kenjis Kapitel, um uns etwas zu geben, an dem wir uns festhalten können. Auch wenn es inhaltlich schon Sinn macht, dass so etwas passiert, war es nicht die schlauste Lösung, wenn es um die Erzählperspektive im Buch geht.
Da uns also unsere beiden Hauptfiguren irgendwie abhanden kommen und ihre Beziehung nicht mehr im Vordergrund steht, muss nun die Handlung uns irgendwie durchs Buch kriegen. Diese fand ich aber leider nicht ausreichend. Während wir im 5. Band unglaublich viel über Ella erfahren haben, sind eigentlich keine Rätsel mehr offen. Es geht jetzt eigentlich nur noch darum, wie das Reestablishment fällt, aber das beruht mehr auf Actionszenen als auf guten Twists oder tiefen Handlungsebenen.
Neu ist auch die Beziehung von Kenji und Nazeera, die bereits im vorherigen Buch angefangen hat. Leider mag ich beide Charaktere zwar als einzelne Charaktere, aber ihre Chemie hat mit mir nicht geklickt. Daher fand ich auch diesen Teil des Buches nicht als guten Ersatz für die Dynamik von Warner und Juliette. Dagegen wird Warner wieder so verschlossen, wie wir ihn schon kannten, und anstatt das zu nutzen und in seinem Kopf zu verweilen, verschwindet er irgendwie an den Rand der Handlung.
Das Ende fand ich dann leider auch nicht zufriedenstellend. Während Band 3, das ursprüngliche Ende der Reihe, mit einer großen Schlacht und einem ausgeklügelten Plan zu Ende ging, und wir dann die Erleichterung bekamen, dass Warner und Juliette beide irgendwie überlebt haben, ist dieses Ende nun eher chaotisch und bietet keinen wirklichen Höhepunkt. Auch in Bezug auf Ellas Schwester hatte ich mir da einfach mehr erhofft. Und anstelle eines Endes, dass in der Größe und im Schmerz passend für die Handlung von Buch 4 und 5 gewesen wäre, bekommen wir einen kitschigen Epilog, der dann auf einem aus Warners Sicht ist. Das hat mir dann den letzten Beigeschmack noch verdorben.
Alles in allem ist dieses Finale daher leider eine Enttäuschung. Ich werde zwar weiter die Bücher von Tahereh Mafi lesen, aber ich überlege nun, zumindest die Bücher 4-6 wieder zu verkaufen und die Shatter Me-Reihe in Zukunft wieder als Trilogie zu behandeln. Obwohl es ein paar Sachen gibt, die ich an diesem Band gut fand (vor allem dass es mehr Diversity im Cast gibt verglichen mit den frühen Büchern), ist es nicht genug, um mich wirklich zu begeistern. Ich habe dieses Buch zwar sehr schnell gelesen, aber richtig mitgefiebert habe ich nicht. Einfach schade.
Habt ihr die Reihe denn beendet? Und wie habt ihr das empfunden?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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