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Freitag, 21. Juni 2019

Das Imperium

Hallo meine Sci-Fi-Leserinnen,

heute kommen wir endlich zum Ende einer Trilogie, die mir sehr gut gefallen hat. Jedes Buch hat mich ein bisschen weiter in diese Welt hineingezogen. Nach dem Motto "Aller Anfang ist schwer" war es im ersten Buch noch schwierig, sich an den besonderen Schreibstil zu gewöhnen, doch nun beim dritten Band fiel es mir dadurch umso leichter, wieder in der Welt zu versinken.

Die Fakten:
  • Autor: Ann Leckie
  • Titel: Das Imperium (Original: Ancillary Mercy)
  • Übersetzung: Bernhard Kempen
  • Reihe: Roman aus der Fernen Zukunft 3
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
  • Seiten: 446
  • Preis: 14,99 Euro
  • Klappentext: "Das Imperium der Radchaai hat sich über viele Tausend Sternsysteme ausgebreitet. Jetzt droht es, in einem Bürgerkrieg zu zerbrechen, denn die auf viele Körper verteilte Person der Imperatorin hat sich in zwei feindliche Fraktionen aufgespalten. Allein Breq, die ehemalige Maschinenintelligenz eines Raumschiffs, stellt sich mutig gegen die Herrscherin. Doch dann taucht aus einem scheinbar inaktiven Portal jemand auf, den es eigentlich gar nicht geben dürfte - und das Schicksal des ganzen Imperiums steht plötzlich auf Messers Schneide..."
Zur Handlung: Die letzte Hilfseinheit der Gerechtigkeit der Torren Breq ist immer noch im Kampf gegen ihre größte Rivalin - die Herrscherin der Radch. Einst wurde sie gezwungen Soldatinnen zu töten, die sie lieb gewonnen hatte. Nun jedoch kann sie niemand mehr beeinflussen und sie geht ihren eigenen Weg. Dieser Weg kreuzte sich mit einem neuen Planeten und der dazugehörigen Station. Hier will sie nun für Frieden und Gleichbehandlung aller Bürgerinnen einstehen.

Doch nachdem im letzten Band schon so viel schief gegangen ist, taucht nun die kleine Flotte einer der Herrscherinnen auf. Breq ist nicht sicher, welche es ist, aber klar ist sofort, dass sie feindlich ist. Breq schmiedet mit ihrer Besatzung einen schwierigen und gefährlichen Plan, um sich und die Bewohnerinnen der Station zu retten.

Wie ihr vielleicht schon herauslesen könnt, ist eine Besonderheit dieser Reihe, dass sie im generischen Femininum geschrieben ist, also für alle Personen stets die weibliche Wortform verwendet wird. Dies führt in Verbindung mit der Welt der Radchaai dazu, dass alle Figuren für uns als Leserinnen geschlechtslos sind. Daran kann man wunderbar sein eigenes Gehirn testen, wie sehr es sich bemüht, dennoch Geschlechtszuschreibungen vorzunehmen. Schließlich ist das in unserer Gesellschaft sehr tief verankert. Aber es macht es auch möglich, dass jede jede lieben kann in dieser Welt, ganz unabhängig von Geschlechts- und Sexualitätsnormen. Ich habe diese Welt sehr liebgewonnen und hatte am Ende sehr viel Spaß mit diesem Leseerlebnis.

Der Schreibstil ist aber für mich auch so etwas ungewöhnlich, denn ich lese wenig Sci-Fi und wir hören die Geschichte außerdem aus der Sicht einer künstlichen Intelligenz, die auch durchaus manche Dinge anders denkt als wir. Aber gerade diese besondere Sprache verschmolz für mich perfekt mit Handlung und Setting und ich finde es einfach nur gelungen.

Die Handlung selbst ist wenig vorhersehbar. Breq unternimmt einige gewagte Abenteuer, aber letztlich passiert das meiste diesmal auf zwischenmenschlichen Ebenen. Selbst eine große, sagenhafte Schlacht am Ende des Buches bleibt aus und fehlt mir auch nicht. Stattdessen wird viel mit Köpfchen gearbeitet. Breq selbst vertritt dabei eine sehr egalitäre Position - in ihrer Welt hat jede die gleichen Rechte. Das wirkt sich dann auch auf das Ende auf, wo eher Randfiguren dann plötzlich wichtig werden. 

Viele Menschen haben ja Probleme mit großen Finalbänden von Reihen, und sicherlich gibt es auch Personen, die dieses Buch als Abschluss nicht mochten. Was mir an diesem Ende einfach besonders gut gefallen hat, ist, dass das Buch nicht versucht, größer zu sein, als es ist. Stattdessen knüpft er sehr gut an die Qualität der Vorgängerbände an und lässt sich nicht zum absoluten großen Finale hochstilisieren. Darum hatte ich Spaß daran.

Natürlich habe ich die Charaktere inzwischen alle sehr ins Herz geschlossen. Breq muss man einfach mögen, zumal sie als KI mehr Menschlichkeit zeigt als viele Menschen um sie herum, denn sie wird nicht geleitet von Gier oder Machtgelüsten. Seivarden macht immer noch einiges durch und ist immer noch ein unverbesserlicher Charakter, aber es gibt so viele niedliche, zarte Momente zwischen den beiden. Und auch Tisarwat mochte ich sehr gern in diesem Band, denn sie ist ein bisschen durchtrieben, aber auch gut und reflektiert. 

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass Breqs Vorgeschichte diesmal keine große Rolle mehr spielte. Stattdessen wurden noch einmal neue Charaktere eingeführt, die teilweise auch sehr skurril sind, ich sage nur Fischsauce, und es wurde auch auf ein paar witzigere Momente gesetzt. Aber das heißt nicht, dass es nicht emotional herausfordernde und aussichtslose spannende Moment gibt. Ich fand das Buch einfach gut abgerundet.

Am Ende bleibt mir daher nur zu sagen, dass dies ein würdiger Abschluss für eine Buchreihe ist, ich die Charaktere vermissen werde und mein Herz höher schlug, als ich erfuhr, dass es zumindest ein weiteres Buch aus der Welt gibt, wenn auch mit anderen Charakteren. Ann Leckie hat mich voll von ihren Fähigkeiten überzeugt und bleibt definitiv auf meinem Radar.

Kennt ihr die Reihe? Oder Sci-Fi auch für euch Neuland?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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