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Sonntag, 9. August 2020

The Ballad of Songbirds and Snakes

Hallo meine Hunger Games-Freunde,

einen Monat habe ich diesen Post nun vor mir hergeschoben, aber es wird Zeit, dass wir über das Prequel reden. Ich hatte das englische Hardcover vorbestellt, sobald ich davon erfahren habe. Ich dachte, Suzanne Collins kann ich vertrauen, wie soll sie das verbocken? Dann wurden Stimmen laut, die es nicht gut fanden, dass Präsident Snow als sein jugendliches Selbst die Hauptfigur dieses Buches wird. Ich dachte mir, hm, das kann schon was werden, wenn es gut gemacht ist. Wurde es was...?

Die Fakten:
  • Autor: Suzanne Collins
  • Titel: The Ballad of Songbirds and Snakes
  • Reihe: Hunger Games 0
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Scholastic Children's Books
  • Seiten: 517
  • Preis: 15,69 Euro
  • Klappentext: "It is the morning of the reaping that will kick off the tenth annual Hunger Games. In the Capitol, eighteen-year-old Corialanus Snow is preparing for his one shot at glory as a mentor in the Games. The once-mighty house of Snow has fallen on hard times, its fate hanging on the slender chance that Coriolanus will be able to outcharm, outwit, and outmanoeuvre his fellow students to mentor the winning tribute. The odds are against him. He's been given the humiliating assignment of mentoring the female tribute from District 12, the lowest of the low. Their fates are now completely intertwined - every choice Coriolanus makes could lead to favour or failure, triumph or ruin. Inside the arena, it will be a fight to the death. Outside the arena, Coriolanus starts to feel for his doomed tribute ... and must weigh his need to follow the rules against his desire to survive no matter what it takes."

Zur Handlung: Es ist Coriolanus letztes Jahr in der Schule. Im danach an der angesehen Eliteuni des Kapitols weiter studieren zu können, braucht Coriolanus Geld - das seine Familie nicht mehr hat. Nachdem er beide Eltern im Krieg mit den Distrikten verlor, lebt er mit seiner Großmutter und seiner Cousine Tigris zusammen. Sie können sich kaum ernähren, geschweigedenn ein Studium bezahlen. Dennoch geht die Großmutter davon aus, dass Coriolanus eines Tages Präsident wird.

Die zehnten Hungerspiele sind für Coriolanus die Chance sich zu beweisen und ein Stipendium zu sichern. Doch als er Distrikt 12 zugewiesen bekommt, sieht er seine Hoffnungen schwinden. Wie soll er so einer Tributin zum Sieg verhelfen? Coriolanus kann jedoch eines besonders gut: aus der Masse hervorstechen. In einem tödlichen Spiel, in dem das Marketing gerade erst entdeckt wird, sind es Coriolanus Fähigkeiten, die den Unterschied ausmachen können.

Falls ihr es nicht wisst, ich liebe die Hunger Games Reihe. Ich habe sie damals erst sehr spät gelesen, aber seitdem habe ich jeden Herbst ein großes Bedürfnis die Bücher immer und immer wieder zu lesen. In diesem Prequel reisen wir nun über 60 Jahre in die Vergangenheit - überlegt man, wie alt Präsident Snow also ist... wir treffen ihn hier kurz vor dem Schulabschluss, mittellos, in einem Kapitol, das erst langsam wieder auf die Füße kommt.

Ich mochte es, zu sehen, wie die Hungerspiele entstanden sind. Liest man die Originaltrilogie hat man das Gefühl, die Spiele seien schon immer ein riesiges Spektakel gewesen. Und für die Gesellschaft macht es auch Sinn, dass sie als etwas gesehen werden, was quasi immer schon da war. Doch in diesem Buch sehen wir sie aus einem ganz anderen Winkel. Die Spiele haben das Problem, dass niemand sie wirklich sehen will - nicht mal im Kapitol. In diesem zehnten Jahr soll sich das dadurch ändern, dass die Tribute Mentoren aus dem Kapitol bekommen - ein völliges Novum. Dadurch soll mehr Bezug zu diesen Menschen hergestellt werden, in denen das Kapitol ja nur Feinde oder Sklaven sieht.

Coriolanus als Hauptcharakter ist recht eindimensional. Er möchte erfolgreich sein und seinen Familiennamen wieder zu Größe bringen. Dabei geht es ihm auch ein bisschen um die Großmutter, die die Veränderungen nicht versteht. Und ein bisschen um die Cousine, die wer weiß was getan hat, damit Coriolanus dann doch recht behütet aufwachsen kann. Das war's. Ein wichtiger Charakter ist Sejanus. Seine Familie stammt aus Distrikt 2, doch aufgrund großer Verdienste während des Krieges, durften sie ins Kapitol aufsteigen. Sejanus ist eher feinsinnig und sich der großen Ungerechtigkeiten in Panem bewusst. Er kann mit seinem Leben als Fremdkörper im Kapitol und der Art, wie er in der Heimat gehasst wird, nicht umgehen. Sejanus und Coriolanus sind dabei nicht wirklich Freunde, Coriolanus versucht eher, sich durch die Bekanntschaft Vorteile zu verschaffen, bzw. zu verhindern, dass Sejanus das Image der jugendlichen Mentoren schädigt.

Lucy Gray ist die Tributin für Distrikt 12. Ich fand ihren ersten Auftritt grandios und mochte sie auf Anhieb. Am Anfang erscheint sie als sehr intelligente und talentierte Tributin, die sich den BS von Coriolanus nicht bieten lassen will, aber weiß, dass er ihr zum Sieg verhelfen kann. Von ihrer Figur war ich am Ende leider mehr als enttäuscht. Sie war nicht die starke Frau, die ich erwartet habe, sondern ein Schulmädchen. Ich hatte mir da ein anderes Ende gewünscht - buchstäblich jedes andere Ende. Interessant - aber vielleicht auch problematisch - an ihr ist, dass sie als Äquivalent zu unseren Sinti und Roma auftritt. Sie gehörte einem fahrenden Volk an, dass musizierte und damit Geld verdiente. Durch die starren Grenzen von Panem lebt sie nun im Distrikt 12 und ist zur Sesshaftigkeit gezwungen. Coriolanus versucht diese ethnische Trennung zu nutzen, um Lucy Gray in der Gunst der Zuschauer zu heben, da sie eigentlich "nicht wirklich" aus Distrikt 12 sei. Also schon eher am problematischen Ende, aber es ist ja auch eine Villain-Origin-Story...

Als ich das Buch bekam, war ich überrascht, wie dick es war. In diesem Buch steckt inhaltlich mehr als nur die 10. Hungerspiele. Teil 1 und 2 haben mir eigentlich noch sehr gut gefallen, und es wurden viele spannende Diskussionen angeschnitten, man konnte die Hungerspiele an einem wichtigen Knackpunkt sehen und auch, wie sie sich ab da weiter entwickelten, und es war auch wirklich spannend - teilweise wie die Originaltrilogie. Aber Teil 3 hat mich dann verloren. Man startet in den Teil mit einem "What the F"-Moment, aber irgendwie veränderte sich dann alles in eine Richtung, die ich nicht mehr mochte. Es werden noch einige sehr offensichtliche Easter Eggs eingebaut für Fans der Reihe, aber ich weiß nicht, was der letzte Teil wirklich sollte.

Das Ende ist dementsprechend auch nicht meins gewesen. Einige mutmaßen, wie man dann nun auslegen kann, insbesondere auf Katniss' Familiengeschichte. Aber ich muss sagen, ich habe das Buch eher mit einer hochgezogenen Augenbraue beendet. Im Epilog schreibt Suzanne Collins dann plötzlich nicht mehr von Coriolanus, sondern von Snow, was andeutet, dass er nun wohl die entscheidende Transformation vollzogen hat. Aber die Kritik, die immer wieder alle äußern und die ich auch total sehe, ist, dass sich Snow nicht verändert. Er ist am Anfang genauso machthungrig wie am Ende. Er hat nur zwischendurch eine Art Field Trip eingefügt. Diese Änderung seines Namens suggeriert, dass er nun etwas abgelegt habe, was ihn noch in seiner Jugendlichkeit festgehalten habe, und nun sei er der Mann, den wir aus Hunger Games kennen. Aber dafür habe ich persönlich nicht genug Entfaltung in diesem Charakter gesehen, und Vieles, das geschehen ist, beruhte eher auf seltsamen Zufällen und Wendungen als seinen Entscheidungen.

Alles in allem bin ich also eher enttäuscht aus dem Buch gegangen. Während ich es spannend fand, das Kapitol so kurz nach dem Krieg zu erkunden und die Entwicklung der Hungerspiele zu verfolgen, war Coriolanus für mich letztlich nicht der richtige Hauptcharakter. Ich glaube, einer anderen Figur folgend wäre hier so viel mehr möglich gewesen. Und ganz ehrlich: mit Snow als Hauptcharakter hat sich Suzanne Collins selbst eingepfercht, denn am Ende musste sie bei diesem Präsidenten herauskommen, der seine Feine und Freunde vergiftet um an der Macht zu bleiben, und jahrzehntelang aus dem Tod von Teenagern ein mediales Event machte.

Habt ihr das Buch gelesen? Oder habt ihr schon geahnt, dass es mit den Büchern rund um Katniss nicht mithalten kann?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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