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Mittwoch, 12. August 2020

Smith of Wooton Major

Hallo meine Tolkienfreunde,

ich möchte euch heute das letzte Buch aus der Tolkien Treasury Box vorstellen, welches ich bisher noch nicht gelesen hatte. Smith of Wooton Major ist das letzte fiktionale Werk, dass zu Tolkiens Lebzeiten veröffentlicht wurde, und in gewisser Weise sein Abschiedbrief. Es ist eine Kurzgeschichte, eine Fairy Tale, aber keine Kindergeschichte - sagt er. Es ist das Werk eines alten Mannes, und am Ende sieht man auch, warum er das sagt.

Die Fakten:
  • Autor: J. R. R. Tolkien
  • Titel: Smith of Wooton Major
  • Erschienen: 2015 (erstmals: 1967)
  • Verlag: Harper Collins
  • Seiten: 209 (davon 57 die Geschichte selbst)
  • Preis: 11,58 Euro
  • Klappentext: "Every 24 years in the village of Wooton Major, the Feast of the Good Children was held. To celebrate it a Great Cake was prepared, to feed the 24 children who were invited. The cake was very sweet and rich and entirely covered in sugar icing. But inside there were some very strange ingredients and whoever swallowed one of them would gain the gift of entry into the Land of Faery..."

Diese Kurzgeschichte von Tolkien begann, als er eine Einleitung für das Buch The Golden Key schreiben sollte. In dieser Einleitung war es Tolkien wichtig zu verdeutlichen, dass Fairy Tales nicht Kindergeschichten sind, sondern Geschichten von Magie für alle Leser. Ihm war es zuwider, dass Fairies immer mehr mit kleinen grazilen Wesen gleichgesetzt wurden, die durch die Luft fliegen. Für Tolkien war Faery ein magisches, aber auch gefährliches Land, und jeder Sterbliche, der darin wandelte, musste auf sich aufpassen.

So entstand diese Geschichte über ein Dorf mit einem besonderen Fest und einem besonderen Kuchen und schließlich einem besonderen Kind, das ein besonderer Mann wurde. Ein Mann mit einer Eintrittskarte nach Faery, einem Land voller Magie und Gefahr und Schönheit und vielen seltsamen Dingen. Die Geschichte selbst mag nicht so sehr besonders wirken, aber das Buch gibt einem so viel Zusatzmaterial dazu, dass man sie umso mehr zu schätzen lernt.

Enthalten ist zum Glück auch Tolkiens Entwurf für die Einleitung, die leider am Ende nie gedruckt wurde. Darin beschreibt er, was für ein Unding Einleitungen sind. Für Tolkien sollte der Leser immer möglichst unvoreingenommen auf eine Geschichte treffen und dann hinterher nach Bedarf diskutieren. Eine Einleitung jedoch nimmt dem Leser diese Chance und sendet ihn mit bestimmten Gedanken und Ideen in die Geschichte hinein. Jeder, der bei einem Klassiker schon mal durch die Einleitung gespoilt wurde, weiß, warum ich dieses Statement von Tolkien liebe!

In seiner Geschichte will Tolkien einerseits zeigen, was Faery für ihn wirklich ist. Daher sehen wir unseren Protagonisten Smith of Wooton Major in einigen gefährlichen und einigen seltsamen Momenten. Das Cover ist vielleicht eine der gefährlichsten davon. Smith ist allerdings geschützt durch einen Stern an der Stirn (übrigens in den ersten Entwürfen noch ein Ring... Tolkien konnte nicht anders). Dennoch kann er in dieser fremden Welt nicht einfach tun, was er will. Er muss sich an die Gesetze halten - die er zumeist gar nicht kennt.

Darüber hinaus erschafft er uns eine Figur, die in Fairies nur noch Kinderspielzeug und Glitzer sieht. Diese Figur erkennt ihren Fehler selbst dann nicht, als der König der Faery-Welt sich ihm zu erkennen gibt. Der König jedoch lässt ihn am Ende gewähren. Es hat den Anschein, als könne man eben nicht jeden Menschen von der Magie der Welt überzeugen. Da Tolkien großer Naturfreund war, ist sein Faery-Zugang auch über einen Wald. Diesen Wald betreten entsprechend nur Menschen, die sich auf die Magie einlassen können.

Insgesamt habe ich diese Geschichte als schön empfunden. Der Anfang ist etwas verwirrend, da wird zunächst keinen klaren Protagonisten haben. Aber die Geschichte hat die Tolkienmagie, sie kann einen bezaubern und tolle Dinge vor Augen erscheinen lassen. Ich mochte die Idee, die hinter der Geschichte steckte. Und das viele Zusatzmaterial in dieser Ausgabe war sehr hilreich, um das alles besser einordnen zu können. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht.

Empfehlen würde ich das Buch allerdings nur Tolkien-Fans. Ich weiß nicht, ob andere Leute viel damit anfangen könnten.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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