Hallo meine Lieblingsleser,
viele von euch kennen dieses Buch sicherlich, spätestens seit es verfilmt wurde. Ich hatte bisher noch nicht so richtig die Motivation es zu lesen, habe es dann aber beim Bibliotheksausverkauf erstanden und es hat direkt in meine Magical Readathon-Aufgaben gepasst. Heute möchte ich euch erzählen, wie es mir mit dem Buch ergangen ist.
Die Fakten:
- Autor: Fredrik Backman
- Titel: Ein Mann namens Ove (Original: En Man Som Heter Ove)
- Übersetzung: Stefanie Werner
- Erschienen: 2014
- Verlag: S. Fischer Verlag
- Seiten: 363
- Preis: 12,00 Euro
- Klappentext: "Ove ist der Nachbar aus der Hölle: Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde, schreibt Falschparker auf, räumt Fahrräder an ihren Platz und prüft die Mülltrennung. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet..."
Zur Handlung: Wenn man Ove mit einem Wort beschreiben wollte, dann wäre verbittert wohl passend. Er wurde von seiner Firma aufgrund seines Alters verlassen und kann nicht glauben, dass die Welt nun von Menschen regiert wird, die nicht einmal mit einem Hänger rückwärts einparken können. Aber Ove ist komplexer als das. Zunächst ist er auch traurig und vor allem einsam, seitdem er seine Ehefrau verloren hat. Und eigentlich sieht er keinen Sinn, in einer Welt ohne sie zu leben.
Ove hat aber auch das Herz am rechten Fleck. Er ist in einer Welt groß geworden, in der handwerkliches Geschick, Ehrlichkeit und Treue noch etwas bedeutet haben. Deswegen erwürgt er den neuen Nachbarn auch nicht sofort, als dieser rückwärts einen Hänger gegen Oves Briefkasten fährt - wo doch Autos in dem Viertel gar nicht fahren dürfen. Aber ganz ehrlich, was ist los mit den jungen Leuten...?
Was im ersten Moment wie eine ganz lustige Geschichte klingt, wird ziemlich schnell viel mehr. Dass Oves Frau gestorben ist, erfährt man nicht auf der ersten Seite (aber im Klappentext, darum lese ich die nie vorher) - aber ich hatte von Anfang an so ein Gefühl. Dass Ove allerdings nach Möglichkeiten sucht zu sterben, hat mich dann allerdings ein bisschen kalt erwischt und ich glaube schon, dass man das vorher wissen sollte. So versucht er einfach nur einen Haken in die Decke zu bohren, an dem er ein Seil befestigen kann, mit einer Schlinge, als das Drama mit der Nachbarsfamilie losgeht.
Ove selbst ist als Charakter sehr vielseitig. Während wir zunächst vor allem seine grummelige und traurige, aber auch seine penible Seite kennen lernen, öffnet er sich im Laufe des Buches immer mehr. Vor allem der Blick in seine Kindheit und die prägende Rolle des Vaters fand ich spannend. Ove war definitiv nie ein aufgeschlossener freundlicher Mensch, aber er hat klare Prinzipien, zu denen auch Treue und Ehrlichkeit gehören. Und er hat keine Vorurteile gegen andere, sondern bewertet sie nach ihren Taten - und das ist schon etwas Besonderes.
Mich hat Ove gerade am Anfang sehr stark an meinen eigenen Opa erinnert, sodass das teilweise schwer zu lesen war. Mein Opa ist ein Kriegskind, hat die meiste Zeit in der DDR gelebt und wurde dann kurz nach der Wende in den frühen Ruhestand entlassen. Er war Mechaniker und hatte mit meiner Oma gemeinsam selbst ein riesiges Bauernhaus wieder aufgebaut und renoviert. Und mein Opa ist ein loyaler aber strenger Mensch gewesen. Inzwischen ist er aber noch deutlich älter als Ove, und das macht manche Dinge in diesem Buch besonders hart für mich.
Mein Lieblingscharakter im Buch ist Parvaneh, eine iranische junge Mutter, die gerade wieder schwanger ist und mit ihrem schwedischen IT-Mann im Nachbarhaus einzieht. Fraglich bleibt, warum sie mit dem Mann zusammen ist - das hat mich ein bisschen gestört - aber sie ist wirklich eine Naturgewalt. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, bekommt sie es auch. Dabei ist sie unglaublich feinfühlig und merkt sofort, was in anderen los ist. Sagen wir es so: sie lässt Ove nicht sterben.
Das Buch wird in kleinen Vignetten erzählt, mit Rückblicken und den täglichen kleineren und größeren Abenteuern von Ove. Ich fand, dass ich dadurch manchmal nicht so stark in das Buch hineingezogen wurde, wie ich es mir gewünscht hätte. Zwischen den Kapiteln kann man wunderbar Lesepausen einlegen. Allerdings ist in dem Buch auch viel passiert an Nebenhandlungen, die ich nicht kommen sah, und die das Buch für mich immer noch besser gemacht haben.
Auch wenn Ove andere Menschen eher für ihre Taten bewertet, sind in diesem Buch einige negative Bemerkungen über hochgewichtige Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen aus der LGBTQIA+-Szene enthalten. Nicht alles davon geht auf Oves Kappe, aber ich wollte es erwähnen. Zwar spricht das Buch tatsächlich vor allem von Nächstenliebe und Nachbarschaftszusammenhalt, aber es ist nun auch schon wieder ein paar Jahre alt und viele Diskurse haben sich seitdem weiterentwickelt. Die Message ist aber klar: wir sind alle Menschen und sollten zusammenhalten.
Das Ende ist dann nicht unvorhersehbar, aber es trifft trotzdem voll ins Schwarze. Es ist ein wenig emotional manipulierend, aber es hat funktioniert. Ich habe - zu deutsch - geheult wie ein Schlosshund. Dazu kommt wieder der Fakt, dass Ove mich häufig an meinen Opa erinnert hat. Aber wie gesagt, es ist nicht sehr überraschend, aber gut gemacht.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Es schneidet wichtige Themen an, hat liebenswerte Charaktere (auch wenn sie nicht immer ganz politisch korrekt sind) und es kommt eine Katze vor. Der vignettenartige Stil macht es leicht konsumierbar, aber es entsteht jetzt auch keine krasse Spannung dadurch. Ich glaube, dieses Buch kann sehr viele unterschiedliche Menschen ansprechen, und die Message von Nächstenliebe und Toleranz können viele heute noch mehr vertragen als zu der Zeit, als das Buch geschrieben wurde.
Habt ihr das Buch gelesen oder den FIlm gesehen? Wie steht ihr dazu?
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