heute möchte ich euch mal wieder einen Thriller vorstellen. Ich habe ja eine Love-Hate-Beziehung mit Thrillern, denn meistens sind sie entweder genial oder schrecklich. Diesen hier hatte ich in der Bibliothek entdeckt. Das Buch sah recht kurz und knackig aus und von der Autorin hatte ich schon gehört. Also habe ich es mitgenommen und für euch getestet.
Die Fakten:
- Autor: Ruth Ware
- Titel: The Woman in Cabin 10
- Erschienen: 2016
- Verlag: Vintage Fiction
- Seiten: 343
- Preis: 7,70 Euro
- Klappentext: "This was meant to be the perfect trip. The Northern Lights. A luxury press launch on a boutique cruise ship. A chance for travel journalist Lo Blacklock to recover from a traumatic break-in that has left her on the verge of collapse. Except things don't go as planned. Woken in the night by screams, Lo rushes to her window to see a body thrown overboard from the next door cabin. But the records show that no-one ever checked into that cabin, and no passengers are missing from the boat. Exhausted and emotional, Lo has to face the fact that she may have made a mistake - either that, or she is now trapped on a boat with a murderer."
Zur Handlung: Lo hat keinen guten Tag. In ihrer Wohnung wurde eingebrochen, während sie im Schlafzimmer war. Als der Einbrecher sie bemerkte, schloss er sie im Schlafzimmer ein und verschwand. Obwohl Lo das Schloss reparieren lässt, fühlt sie sich in ihrer Wohnung nicht mehr sicher. Als sie schließlich in der Wohnung ihres Freundes Zuflucht sucht, während er verreist wird, wird sie wieder mitten in der Nacht überrascht. Diesmal ist sie allerdings bereit - und schlägt ihrem Freund seine eigene Nachttischlampe ins Gesicht.
Schnell ist klar, dass Lo dringend einen Tapetenwechsel braucht. Da trifft es sich gut, dass ihre Chefin sie auf eine schicke Yacht schickt, die eine Woche im Atlantik unterwegs sein wird auf der Suche nach den Aurora Borealis. Die Yacht ist klein und exklusiv. Lo soll darüber für ihre Magazin berichten. Doch schon am ersten Abend geht alles schief - Lo hat ihren Maskara in dem Überfall eingebüßt. Sie klopft an der Nachbarkabine und leiht sich Maskara von der Frau, die ihr die Tür öffnet. Am nächsten Morgen ist diese Frau allerdings verschwunden - und alle sagen Lo, sie habe nie existiert.
Als ich das Buch ausgeliehen habe, habe ich ehrlich gesagt gar nicht gelesen, worum es geht. Das hätte ich besser machen sollen. Der erste Teil des Buches hat mir wirklich Alpträume gemacht, denn die Formen von Gewalt gegen Frauen und Gaslighting, die am Anfang vorkommen, sind wirklich schwer zu ertragen. Für mich ist es eine große Angst, dass Menschen mich schon allein deswegen nicht ernst nehmen, weil ich eine Frau bin. Genau das geschieht Lo nun zu Beginn der Geschichte.
Lo ist dabei ein Charakter, dem man ganz gut und leicht folgen kann. Sie möchte gern ihre Karriere aufbauen, lebt allein, obwohl sie einen Freund hat, der auch gern einen Schritt weiter gehen möchte, und hat eine Katze. Sie hat gerade genug Persönlichkeit, dass man sie als Figur akzeptiert. Außerdem nimmt sie Medikamente gegen eine psychische Störung, ich meine, es waren Panikattacken. Abgesehen davon konnte ich in jedem Punkt mit Lo mitfühlen. Ein bisschen störend fand ich ihren Namen... Lo mag ja noch gehen - ich glaube es ist die Abkürzung zu Laura - aber alle Namen, die mit Black anfangen und zweisilbig sind (Blacklock, Blackwood, Blackthorne, ...) sind für mich einfach ein Klisché.
Neben Laura spielen wenige andere Charaktere eine große Rolle. Auf dem Schiff befinden sich sehr wenig Personen. Wir haben das Paar, dass das Schiff besitzt und zu einem Ausflugsboot für Superreiche machen möchte. Die Frau in dem Paar ist an Krebs erkrankt und sehr reich, der Mann stammt aus einer reichen Familie, die dann alles verloren hat, und hat sich wieder zurück zu Geld gearbeitet/-heiratet. An Board ist dann noch ein berühmter Fotograf, ein ehemaliger Kollege und Geliebter von Lo und einige reiche Freunde der Besitzer. Von der Crew ist vor allem der Sicherheitschef relevant, der Los Glaubwürdigkeit immer wieder anzweifelt.
Der Schreibstil war ok, er ist mir nicht positiv oder negativ aufgefallen. Allerdings ist das Buch doch länger als es von außen aussieht, denn die Schrift ist sehr klein. Dadurch hat sich alles mehr gezogen als erwartet. Zwischen den Teilen des Buches sind immer wieder SMS, Emails oder andere Nachrichten. Allerdings befinden diese sich auf einer völlig anderen Zeitebene als die Geschichte in dem Moment, deswegen fand ich das völlig verwirrend. Vermutlich soll das zusätzlich Spannung aufbauen, aber ich empfand das als störend.
Das Ende hat dann eher abgebaut für mich. Sobald klar war, wer hinter allem steckt, war es total leicht zu erraten, was da eigentlich passiert ist. Da gibt es dann auch keine großen Twists mehr, abgesehen vom Ende, wobei man das ja gefühlt dauernd in Mystery-Geschichten hat. Es war auch nicht besonders kreativ oder schwer zu erraten, weswegen ich glaube, dass Mystery-Connoisseure schnell hinter alles kommen. Und ich mag es einfach nicht, wenn am Ende dann alles durch eine Flucht oder ein Kidnapping oder ähnliches noch spannender gemacht werden soll. Wenn die Lösung des Rätsels so boring ist, dass man dann noch eine Hetzjagd braucht... naja.
Alles in allem war dieser Thriller für mich ok. Ich fand den Anfang tatsächlich beängstigend, da ich weiß, wie es ist, wenn man mitten in der Nacht aufwacht und jemand will in die Wohnung eindringen. Ich fürchte mich auch davor, dass mir einmal nicht geglaubt wird, nur weil ich eine Frau bin. Aber danach baut das Buch für mich leider ab, es gibt keine aufregenden Twists am Ende, wo alles nochmal anders kommt als man dachte. Und das Ende wird dann nochmal künstlich aufgeputscht, um das Buch spannender zu machen. Alles in allem also eher ein meh als eine wirkliche Empfehlung.
Kennt ihr das Buch oder andere Bücher der Autorin? Davon würde ich gern hören.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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