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Donnerstag, 28. November 2019

The Handmaid's Tale

Hallo meine Dystopienfans,

im Oktober habe ich richtig viel gelesen und es nicht geschafft, alle Bücher direkt vorzustellen. Da ich diesen Monat aber deutlich weniger schnell vorankomme, hole ich heute mal noch ein bisschen auf. Ich habe euch nämlich noch nicht von diesem inzwischen sehr bekannten Buch berichtet, dass ja auch als Serie verfilmt wurde und jüngst eine Fortsetzung bekommen hat.

Die Fakten:
  • Autor: Margaret Atwood
  • Titel: The Handmaid's Tale
  • Reihe: The Handmaid's Tale 1
  • Erschienen: 1985
  • Verlag: Penguin Vintage
  • Seiten: 324
  • Preis: 9,49 Euro
  • Klappentext: "The Republic of Gilead offers Offred only one function: to breed. If she deviates, she will like dissenters, be hanged at the wall or sent out to die slowly of radiation sickness. But even a repressive state cannot obliterate desire - neither Offred's nor that of the two men on which her future hangs."

Zur Handlung: Nach zahlreichen Katastrophen und einer religiösen Revolution ist Amerika nicht mehr, wie wir es heute kennen. Frauen sind nur noch Gegenstände und werden in drei Kategorien eingeteilt. Es gibt die Ehefrauen, die Mägde (Handmaids) und die Bediensteten, die kochen und putzen. Eine kleine Elite von Frauen ist für die Ausbildung der Mägde zuständig. Alle müssen sich an ihre neuen Rollen gewöhnen.

Offred ist eine Magd. Im Moment lebt sie bei einer Familie, für die sie ein Kind gebähren soll, weil die Ehefrau das nicht kann. Die wenigsten Frauen sind noch fruchtbar, und diejenigen, die in unzüchtigen Beziehungen gelebt haben, werden enteignet, entführt und umerzogen. Offred weiß nicht, was mit ihrem Mann (in zweiter Ehe) und ihrer Tochter geschehen ist, sie darf mit niemandem sprechen außer den anderen Mägden, und vor allem darf sie niemandem vertrauen.

Dieses Buch ist wirklich nicht lang, aber mit hat es sehr viel Überwindung gekostet, es zu lesen und zu beenden. Das Thema lag mir ehrlich gesagt einfach viel zu schwer im Magen. Mit all den politischen Entwicklungen und immer mehr Eskalation um uns herum erscheint eine Revolution wie zu Offreds Zeit gar nicht so unwahrscheinlich. Das macht das Buch sicherlich qualitativ gut, aber nicht wirklich für mich geeignet.

Besonders schockierend finde ich die Beschreibung, wie die Frauen von einem Tag auf den nächsten alle Rechte verloren haben. Ihre Konten werden gesperrt, ihre Chefs müssen sie entlassen, auf einmal sind sie zu 100% von einem Mann abhängig, der ihnen Geld abheben und schon einfachste gesellschaftliche Dinge für sie tun kann. Mir wird schon wieder schlecht, wenn ich nur daran denke, wie lächerlich einfach das im Buch war. Einen Tag bist du ein Mensch, und den nächsten nur noch eine Frau.

Aber auch die jetzigen Zustände, unter denen Offred lebt, sind alles andere als Feel-Good-Unterhaltung. Sie kann niemandem trauen und wird von den meisten anderen Personen missachtet. Dabei kann sie sich ja nicht aussuchen, was mit ihr geschieht. Diese Entscheidung haben andere (Männer) für sie getroffen. Magd beschreibt dabei ihre Person so gar nicht: stattdessen ist sie eine Art Brutmaschine. Allerdings ist künstliche Befruchtung religiös nach wie vor verpönt. Ihr könnt euch den Rest denken...

Die erste Hälfte vom Buch war daher für mich echt eine Qual. Ich musste mir Weihnachtsmusik anmachen, damit ich irgendwie ohne Panik-Attacke durchkomme. Und mir war teilweise wirklich physisch schlecht beim Lesen - wie jetzt auch beim Darüberschreiben. Darauf solltet ihr euch gegebenenfalls einstellen. Nun bin ich aber vielleicht auch ein Sonderfall, da ich die Mutterrolle für mich persönlich völlig ablehne und nie im Leben ein Kind in mir haben möchte. Schon gar nicht für wen anders.

Die zweite Hälfte wurde dann besser. Nachdem man sich irgendwie in dieser dystopischen Welt eingefunden hat, entwickeln sich viele Dinge auf einmal. Offred wird in Machenschaften hineingezogen, die ihr ganzes Leben gefährden können. Schön fand ich auch die Anspielungen auf die Underground Railroad, die es historisch in Nordamerika gegeben hat - diesmal allerdings schmuggelt sie Frauen.

Das Ende, ein Konferenzbeitrag einer historischen Gesellschaft der Zukunft, hat mir wahnsinnig gut gefallen. Da ich selbst Sozialwissenschaftler bin, war das mein Lieblingsteil. Und es lässt uns dann doch voller Hoffnung in die Zukunft blicken, das noch so jedes repressive und unmenschliche Regime sich einmal den Menschen der Zukunft stellen muss, und verantworten muss, was es getan hat.

Alles in allem kann ich das Buch also schon empfehlen, aber nicht weil es eine so tolle Leseerfahrung ist. Ich liebe Margaret Atwood immer noch und freue mich total auf Alias Grace, das schon im Regal auf mich wartet. Aber für mich persönlich war das wirklich ein verstörendes Buch, eine so gräußliche Zukunftsvision, dass ich es kaum lesen konnte. Ich hoffe, wir können alle daran arbeiten, dass so etwas nie geschehen kann, indem wir alle Feministinnen sind.

Kennt ihr das Buch? Und wie fandet ihr die Serie?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:
 

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